Die besten Kriminalfilme aller Zeiten
Gangster, Polizisten und Detektive spielen hier die Hauptrollen. Je nach Film fiebern die Zuschauer der korrekten Lösung eines Falles entgegen, oder falls ihnen die Täter bekannt sind, ob die Verbrecher gefasst werden!
Von Verbrechen und Strafe: Kriminelle, Opfer, Polizisten, Detektive und Richter
Der Kriminalfilm bietet die Möglichkeit, auf Planung einer Straftat, Verbrechensdurchführung, Verbrechensbekämpfung, Gerichtsverhandlungen und Strafvollzug genauer einzutreten. Je nach Fokus ergeben sich daher folgende Unterkategorien: Der Polizeifilm beleuchtet die Arbeit der Polizei und die Verfolgung der Täter, im Gangsterfilm werden illegale Aktivitäten geschildert und im Gefängnisfilm wird beleuchtet, wie Kriminelle sich wieder in die Gesellschaft eingliedern oder aber ihre Aktivitäten fortsetzen und mitunter aus der Strafvollzugsanstalt ausbrechen.
Der Agentenfilm, in dem ein Agent eines fremden Staates Verbrechen bekämpft oder selbst begeht, kann als Subgenre des Kriminalfilms angesehen werden. Auch Thriller, in denen ein Held vom Jäger plötzlich zum Gejagten wird, könnten hier eingeordnet werden, doch spricht der Spannungsverlauf und die etwas überzeichnete Handlung eher für eine eigene Kategorie. Eine Sonderrolle nimmt der "Film Noir" ein: Hier wird die Psyche der Verbrecher und der Verbrechensbekämpfer und ihr inneres Zerwürfnis beleuchtet, wobei durch ein pessimistisches Menschenbild das übliche Klischee von Held und Antiheld oftmals durchbrochen wird und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Zudem kann niemand einem anderen vertrauen, so dass im Film Noir der Held oder Antiheld oftmals auf sich allein gestellt ist.
Gangsterfilm
Im Mafiadrama "Der Pate" (The Godfather, 1972) verarbeitet Fancis Ford Coppola das gleichnamige Buch von Mario Puzzo und zeigt das Wirken des fiktiven Don Vito Corleone (Marlon Brando), der als einer der mächtigsten Mafiabosse in New York, seine Interessen mit blutigen Methoden durchdrückt. So wird der Bitte an einen Filmproduzenten Nachdruck verliehen, einen Bekannten von Don Vito im nächsten Streifen mitspielen zu lassen, indem der abgetrennte Kopf des Lieblingspferdes unter die Bettdecke gelegt wird. Als nach dem zweiten Weltkrieg die anderen Mafiafamilien in der Stadt in den Drogenhandel einsteigen, weigert sich Don Vito, seine guten Kontakte zu Politik und Wirtschaft mit ihnen zu teilen. Das Drogengeschäft erscheint ihm zu schmutzig. Darüber erbost, zetteln die anderen Familien einen Rachefeldzug an. Ein erster Mordversuch an Don Vito misslingt, doch der nachfolgende Mafiakrieg wird blutig und fordert auf allen Seiten einen hohen Tribut. Schliesslich muss Michael (Al Pacino), Vitos jüngster Sohn - der eigentlich eine bürgerliche Laufbahn hätte anstreben sollen - den Platz des toten Vaters übernehmen...
Marlon Brando als Mafia-Pate - Paramount Pictures
Im ebenso starken "Der Pate - Teil II" (The Godfather Part II) strebt Don Michael nach neunen Einflussmöglichkeiten, z.B. in den Casinos von Las Vegas und Havanna. Er kommt damit allerdings dem Gangster Hyman Roth (Lee Strasberg) in die Quere, der daraufhin auf Frankie Pentangeli - einem Mitglied der Corleone-Familie einen Mordanschlag verübt. Weil sich Frankie im Stich gelassen fühlt, kooperiert er mit den Strafverfolgunsbehörden und der Familienrückhalt scheint generell zu schwinden... In Rückblenden wird die Geschichte der Familie Corleone dargelegt. Der junge Vito Andolino (nun gespielt von Robert de Niro) muss miterleben, wie sine Familie im sizilianischen Dorf Corleone vom örtlichen Grossgrundbesitzer erschossen wird. Seine Verwandten helfen ihm, in die USA zu fliehen, wo er aufgrund eines Fehlers mit dem Nachnahmen "Corleone" registriert wird.
"Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" (Good Fellas, 1990) ist Regisseur Martin Scorseses Antwort auf Ford Coppolas "Der Pate". Doch wohingegen "Der Pate" die Mafia geschönt präsentiert, zeigt "Good Fellas" die dreckige Wahrheit - zumindest eine, die den Aussagen in diversen Gerichtsprotokollen nahe kommt - wie sie im Buch "Wise Guy" von Nicholas Pillegi verarbeitet wurden, der später auch das Drehbuch zu "Good Fellas" verfasste. Der Film zeigt schonungslos, wie der Junge Henry Hill sich mit Gelegenheitsjobs für die Mafia hocharbeitet, bis er von einem Zirkel der fünf Mafia-Familien in New York akzeptiert wird. Nun gelten für ihn die Regeln der Good Fellas wie "Verrate niemals einen Freund", und er kann sich dank besserer Jobs einen unbekümmerten Lebensstil leisten. Schliesslich verliebt sich die hübsche Karen Hill (Lorraine Bracco) in ihn, da er ihr sichtlich imponiert. Sie wird allerdings einige Schattenseiten von Henry kennenlernen.
Henry Hill sitzt zum ersten Mal im Knast und erhält Besuch von seiner Familie - Warner Brothers
Zu Henrys Kreis von Freunden zählen der ältere Jimmy Conway (Robert de Niro) und Tommy DeVito (Joe Pesci), dessen Ziel es ist, als Vollmitglied der Cosa Nostra aufgenommen zu werden. Sowohl Jimmy als auch Henry können als Halb-Iren diesen Status nicht erlangen; so bauen sie auf Tommy, der sie aber das eine oder andere Mal durch seine Jähzornigkeit in schwierige Lagen bringt. Als Jimmy und Henry einen Schuldner misshandeln, werden sie verhaftet und erhalten Gefängnisstrafen. Hier lernt Henry das Drogengeschäft kennen, das er nach seinem Aufenthalt - trotz des Verbots seines väterlichen Mafia-Mentors Pauli - weiter ausbauen kann. Tommy und Jimmy steigen in das Geschäft mit dem Rauschgift ein, doch ihr grösster Coup wird der Diebstahl von 6 Mio USD aus dem Frachtraum der Lufthansa innerhalb des Flughafens JFK. Hier zeigt sich, dass auch Jimmy konsequent sein kann: Er duldet nämlich nicht, dass die Handlanger ihren Teil der Beute in auffälliger Weise sofort verprassen und ermordet hinterrücks einige Helfer. In den Folgejahren verliert Henry aufgrund eigenen Drogenmissbrauchs zunehmend die Kontrolle und wird von den Kollegen immer mehr als Risiko gesehen...
Laut Aussagen des im Film portraitierten Henry Hill, der den Schauspielern beratend zur Seite stand, sind viele Charakteren - wenngleich unter leicht modifizierten Namen - äusserst akkurat dargestellt. So scheint Tommy sehr überzeichnet, doch in Wahrheit soll Thomas DeSimone - auf dem Tommy basiert - noch deutlich brutaler und gewissenloser gewesen sein. Selbst ohne das Wissen um die wahren Hintergründe wirkt Scorseses Film emotional packend, realistisch und brutal.
Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" (1994) ist ein herrlicher Episodenfilm, der schwarzhumorige und absurde Szenen aus dem Alltag von Mördern, Drogendealern, Bandenchefs und Kleinkriminellen miteinander verbindet. Zentrale Figur ist Gangsterboss Marsellus Wallace (Ving Rhames), in dessen Auftrag die Killer Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) unterwegs sind. Vincent und Jules sollen sich an Marsellus "Geschäftspartnern" rächen und einen Koffer organisieren, der Marsellus gehört. Dabei kommt es zu einer wilden Schiesserei, die die beiden inmitten des Kugelhagels stehend überleben, was Jules auf eine "göttliche Intervention" zurückführt. Als Jules und Vincent den einzigen Überlebenden Marvin im Auto wegtransportieren, schiesst Vincent Marvin versehentlich in den Kopf. In hektischer Manier muss das völlig verschmierte Fahrzeug von der Strasse genommen und bei einem Kontaktmann von Marsellus gereinigt werden.
Vincent Vega (John Travolta) legt eine heisse Sohle aufs Parkett - Miramax
Ein weiteres Pferd in Marsellus' Stall ist Butch Coolidge (Bruce Willis) - ein Boxer, der von Marsellus eine grosse Geldsumme erhält, um zu Boden zu gehen. Doch Butch wettet auf sich selbst und geht als Sieger aus dem Ring. Gejagt von Marsellus und seinen Schergen, versucht Butch sich und seine Freundin Fabienne (Maria de Medeiros) zu verstecken. Da Fabienne allerdings die wertvolle Golduhr von Butchs Vater im Hotelzimmer vergessen hat, nimmt Butch die Gefahr auf sich und geht nochmals zurück: doch im Hotelflur wartet schon Vincent...
Die einzelnen Episoden sind bis aufs Äusserste überzeichnet und grotesk. So z.B. auch das Techtelmechtel zwischen Marsellus Frau Mia (Uma Thurman) und Vincent, das Mia unter dem Einfluss einer Drogenüberdosis beinahe mit dem Leben bezahlt. In solchen Momenten wird der Film unbeschreiblich hektisch - wobei Tarantino in "Pulp Fiction" das richtige Mass an ruhigen und tempogeladenen Szenen gefunden hat, so dass weder eine Übersättigung noch Langeweile auftritt. Die Spannung des Films ergibt sich aber auch durch das Puzzle an nicht-chronologischen Szenen, das sich erst gegen Ende des Films zusammenfügt. Tarantino gelingt es virtuos, mit den einzelnen Sequenzen ein erschreckendes Gesamtbild der Kriminellen zu zeichnen: die gewaltbereiten, leicht dümmlichen Gangster agieren in einer Handlung, die aus einem Groschenroman stammen könnte ("Pulp" bedeutet "trivial") und erleben dabei allerhand Geschmacklosigkeiten, die in der Erinnerung der Zuseher haften bleiben.
Das Brasilianische Drama "City of God" (Cidade de Deus, 2002) unter Regie von Fernando Mierelles und Kátia Lund zeigt, wie eine Trabantenstadt von Rio inmitten des Urwalds immer mehr von Ordnung ins Chaos abrutscht, schliesslich von der Stadt geschluckt wird und wie Strassenkinder sich bewaffnen und über Leben und Tod entscheiden. In dieser erschreckenden Umgebung entstehen Kriminellen-Lebensläufe wie die von "Löckchen", der als Achtjähriger aus Spass in einem Bordell nach einem Überfall die Bestohlenen ohne Wissen der restlichen Bandenmitglieder kurzerhand erschiesst. Löckchen wird später zum gefürchteten, brutalen "Locke der Boss". Im Gegenentwurf erhält der Junge Buscapé die Chance seines Lebens: er will nicht Teil des Geschäfts mit Drogen, Mord und Totschlag sein, sondern trägt Zeitungen aus und macht Fotographien der Cidade de Deus. Als er einen Film zum Entwickeln in das Labor der Zeitung abgibt, wird ein Portrait von Locke ausgewählt, gedruckt, und Buscapé steigt zum Nachwuchs-Fotoreporter auf...
Buscapé mit einer geschenkten Kamera - Buena Vista International
Der Film ist schonungslos brutal und zeigt nur zu einem geringen Teil die schönen Seiten von Rio. Es ist erschreckend zu sehen, wie bewaffnete, kleine Kinder über Leben und Tod entscheiden - auch unter ihresgleichen - und wie die Polizei selektiv wegschaut. Die über Jahre hinweg dokumentierte Verrohung der Sitten lässt sogar die Machtübernahme durch eine "Zwergenbande" überaus realistisch erscheinen.
In Luc Bessons "Léon der Profi" (Léon - The Professional, 1994) agiert Jean Reno als Killer Léon im Auftrag der Mafia. Menschlich vereinsamt - lediglich mit einer Topfpflanze als Freund - wohnt er in einer Mietskaserne, in der sich auf einmal ein Drama ereignet: Korrupte Polizisten der Drogenfahndung DEA erschiessen die Familie der zwölfjährigen Mathilda (Natalie Portman). Léon nimmt das Mädchen bei sich auf und geht auf einen Handel ein: Er soll ihr beibringen, wie man mit Waffen umgeht, um den Tod ihres kleinen Bruders zu rächen, sie lernt ihm Lesen und macht den Haushalt. Eher widerwillig akzeptiert Léon. Als die zwölfjährige Gefühle für ihn entwickelt, stösst er sie zurück. Mathilda versucht nun auf eigene Faust Norman Stansfield, den drogensüchtigen Chef der DEA-Einheit, zu töten, womit Sie Léon zum Eingreifen zwingt. Es entwickelt sich eine Hetzjagd zwischen DEA, Norman Stansfield und Léon, sowie Mathilda, die einige Todesopfer fordern wird.
Léon (Jean Reno) bildet die kleine Mathilda (Natalie Portman) in Waffenkunde aus - Sony Pictures
Auch wenn Luc Bessons Filme immer ein wenig naiv wirken, so hat er hier eine gefühlvolle Inszenierung geschaffen, die eine immense Spannung erzeugen kann. Die Härte der Story, die in einem furiosen, actiongeladenen Finale mündet, wird durch das gewohnt kühle Spiel von Jean Reno massgeblich unterstützt.
"American History X" (1998) von Tony Kaye zeigt die Geschichte der Brüder Derek (Edward Norton) und Danny Vinyard (Edward Furlong), die beide in einem rassistischen Haushalt gross geworden sind. Der Ältere - Derek - ist bereits Mitglied der Neonazi-Szene, der Jüngere sympathisiert mit der Gruppe um Cameron Alexander (Stacy Keach). Als Derek zwei Afroamerikaner in der Nacht beim Diebstahl seines Fahrzeuges erwischt, erschiesst er den einen und ermordet den anderen kaltblütig durch Tritte in den Nacken. Da Danny die Aussagen des Bruders als Augenzeuge bestätigt, erhält Derek lediglich eine Strafe von 3 Jahren Gefängnis. Als der Bruder hinter Gittern ist, wendet sich auch Danny der Szene zu und wird radikalisiert. Als Derek aus dem Gefängnis entlassen wird, steht er gewandelt vor der Familie: sein Aufenthalt im Knast hat ihm gezeigt, dass die Neonazis im Gefängnis zweckdienlich und nicht ideologisch handeln, z.B. indem sie mit Hilfe der Mexikanischen Mafia Drogen vertickern. Als er aus der Gefängnisclique rausgeschmissen wird, ist er Freiwild für die anderen Häftlinge. Doch in der Wäscherei findet er einen Vertrauten in einem Afroamerikaner. Dieser Bekanntschaft hat er sein Überleben zu verdanken, liessen ihn die anderen Afroamerikaner weitgehend in Ruhe. Wieder in Freiheit muss Derek sich an Danny annähern, der nun radikalisiert ist und ihn überzeugen, sich aus der Szene zurückzuziehen...
Der gewandelte Derek Vinyard (Edward Norton) in "American History X" - New Line Cinema
Der Film zeigt schonungslos, zu welcher Gewalt radikalisierte Menschen bereit sind. "American History X" ist brutal, ungeschönt und regt zu Diskussionen an. Der Film verherrlicht Gewalttaten nicht, zeigt aber, wie die Gewalt von den Neonazis verherrlicht wird, was den Zuschauer sehr wohl aufrüttelt. Das grosse Manko des Streifens ist aber, dass die Wandlung von Derek im Gefängnis nicht wirklich greifbar ist, da ein starker Gegenspieler fehlt. Der Regisseur war mit der endgültigen Schnittfassung selbst nicht zufrieden, weshalb er die Löschung seines Namens im Abspann verlangte, womit er sich aber nicht durchsetzen konnte.
In Stanley Kubricks äusserst drastischen und schockierenden, utopischen Film "Uhrwerk Orange" (A Clockwork Orange, 1971) - wird eindringlich vor Augen geführt, wie brutal Bandenkriminalität sein kann und weitaus schlimmer, dass nicht alle Therapiemethoden und Lösungsmöglichkeiten einer Gesellschaft, diesem Problem Herr zu werden, wirklich die richtigen sind. Als der Film entstand, existierten in England bereits organisierte Banden, ausserdem wurde der Wert der Psychotherapie in der Öffentlichkeit diskutiert. 1962, zum Zeitpunkt des Erscheinens von Anthony Burgess' Romanvorlage, waren die Gegebenheiten in "A Clockwork Orange" noch deutlich unvorstellbarer. Kubrick zeigt eine immense Gewaltbereitschaft bei den Jugendlichen und untermalt die Mitleidslosigkeit seines gewaltbereiten Antihelden Alex noch mit klassischer Musik. In Verbund mit der drastischen Therapieform und ihrer Auswirkung auf Alex, kann "Uhrwerk Orange" als eine eindringliche Warnung von Kubrick an die Gesellschaft gesehen werden, sich um die Eingliederung der jungen Generation zu bemühen, statt wegzuschauen oder mit ungeeigneten Methoden zu versuchen, Personen umzupolen.
Alexander DeLarge (Malcolm McDowell) wird mit der "Ludovico-Technik" behandelt - Warner Bros. Entertainment
Alex ist der Anführer einer gewaltbereiten Jugendbande, die prügelnd und vergewaltigend durch Londons Vororte streift. Er empfindet kein Mitleid mit seinen Opfern. Wenn er zu Werke geht und Leute zu Krüppeln schlägt, hat er oftmals sogar ein Lied auf den Lippen. Doch scheint seine Macht innerhalb der Gruppe zu schrumpfen: Er verletzt die gegen ihn aufbegehrenden Bandenmitglieder und hält nach der Zurechtweisung eine kumpelhafte Ansprache. Doch beim nächsten Raubüberfall wird Alex sowohl vom Opfer als auch von den eigenen Kumpanen verletzt und zurückgelassen, so dass ihn die Polizei fassen kann. Alex wird als Mörder zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt, erschafft sich aber einen Vorteil beim Gefängnisgeistlichen, indem er sich reumütig zeigt: Auf Bitten des Pastors darf Alex nun als Versuchsteilnehmer bei der "Ludovico-Technik" teilnehmen und erhält einen Straferlass. In zwei Wochen Therapiedauer - so die Wissenschaftler - soll eine vollständige Resozialisierung möglich sein. Am Ende der Behandlung empfindet Alex eine Aversion - also richtigen Ekel - vor Gewalt und Sex. Auch Beethovens Neunte, Alex' ehemalige Lieblingsmusik, erzeugt nun denselben Würgereiz: Sie wurde als Hintergrundsmusik der Therapie genutzt. Als geheilt entlassen, versucht er zuerst bei seinen Eltern unterzukommen, doch sein Zimmer wurde bereits untervermietet. Allein in der Stadt unterwegs, trifft er nun auf einen Bettler, den er vor einigen Jahren in der Gruppe zusammenschlug. Zusammen mit anderen Obdachlosen entladen sie ihre Wut an Alex, der sich nicht mehr zur Wehr setzen kann. Jeder Gedanken an Gewalt erzeugt in ihm einen Brechreiz. Auch die anrückende Polizei entpuppt sich nicht als Freund und Helfer: es sind die zwei Kollegen aus der aufgelösten Bande, die er einst zurechtwies, die nun Hüter des Gesetzes sind. Nun beginnt für Alex ein Martyrium, das seinesgleichen sucht.
Gefängnisfilm
"Die Verurteilten" (The Shawshank Redemption, 1994) ist ein Gefängnisdrama unter Regie von Frank Darabont nach einer Novelle von Stephen King, das die Freundschaft zwischen dem zu lebenslanger Haft verurteilten Bankmanager Andy Dufrene (Tim Robbins) und seinem Mithäftling Ellis Boyd "Red" Redding (Morgan Freeman) beschreibt. Andy wird in einem auf Indizien beruhenden Mordprozess aufgrund des Todes seiner Frau fälschlicherweise verurteilt und hat es im Gefängnis von Shawshank zu Beginn seiner Haft unter den Schwerverbrechern nicht leicht. Übergriffe durch Mitgefangene und Aufseher stehen an der Tagesordnung. Langsam verschafft sich Andy Respekt und gewinnt Red, einen zu lebenslanger Haft verurteilten Mörder, als Freund. Andy beginnt auch Wärter in Steuerfragen zu beraten und hilft dem Gefängnisdirektor bei seinen illegalen Geschäften. Als Andy mit Hilfe einer dritten, inhaftierten Person beweisen könnte, unschuldig zu sein, lässt der Gefängnisdirektor diese Person schliesslich ermorden...
Andy Dufrene (Tim Robbins) und Red (Morgan Freeman) im Innenhof des Gefängnisses - Castle Rock Entertainment
Das sehr anrührende Drama von Frank Darabont ist trotz seiner Laufzeit aufgrund der schauspielerischen Leistung von Robbins und Freeman absolut sehenswert. Die "Lebenslange Freundschaft" als zentrales Thema des Dramas wird ausgezeichnet dargestellt - auch in dem zugegebenermassen etwas kitschigen Ende.
In Frank Darabonts Drama und Fantasyfilm "Green Mile" (1999) erzählt der pensionierte und kaum gealterte, 108-jährige Gefängniswärter Paul Edgecomb (Tom Hanks) von einer Geschichte, die ihn sehr mitgenommen hat. Als Wärter in der "Green Mile", einem Gefängnistrakt mit grünem Linoleumboden, war er für die Unterbringung und ordnungsgemässe Tötung der verurteilten Mörder auf dem elektrischen Stuhl zuständig. Eines Tages wird John Coffey (Michael Clarke Duncan) überführt, ein herzensguter, riesiger und muskelbepackter Afroamerikaner, der wegen des Todes zweier Mädchens verurteilt wurde. John fürchtet sich im Dunkeln und scheint nicht sehr gesprächig zu sein. Paul irritiert aber am meisten die Tatsache, dass John eine Gabe hat: Er kann nämlich Krankheiten heilen, indem er alles Böse aus den Körpern saugt und es aus seinem Mund fliegen lässt. Wie kann ein böser Mensch von Gott eine derartige Gabe erhalten haben? Paul, dessen Blasenentzündung von John geheilt wurde, wird Zeuge weitere Wunder und bald stellt sich heraus, wer der wahre Mörder der beiden Mädchen ist...
John Coffey (Michael Clarke Duncan) in Begleitung von Gefängniswärtern - vorne rechts Paul Edgecomb (Tom Hanks) - Warner Brothers
Der Film von Frank Darabont überzeugt durch hochemotionale Szenen, in denen die Darsteller an ihre Grenzen gehen. "Green Mile" diskutiert aber weniger die Fähigkeit von John, sondern fokussiert sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen im Todestrakt. Johns Fähigkeiten können aber die Konstellationen zuspitzen, so dass einige hektische Momente voller Anspannung entstehen, die den eher ruhigen Film aus dem Trott reissen.
Polizeifilm
Bryan Singers Streifen "Die üblichen Verdächtigen" (The Usual Suspects, 1995) enthält einige Elemente des Film Noir. Der Film überzeugt durch eine mit vielen Rückblenden geschickt konstruierte Geschichte rund um einen wunderbar aufspielenden Kevin Spacey als Roger "Verbal" Kint, der Zollfahnder Dave Kujan (Chazz Palminteri) und das FBI hinter das Licht führt. In einem Verhörraum schildert Roger Kint - als Überlebender einer Schiffexplosion mit 27 Todesopfern - wie Mitglieder seiner Bande Überfälle tätigten und wie die Bande schliesslich durch den Unterhändler Kobayashi an Keyser Söze herangeführt wurde. Keyser Söze, ein gefürchteter Gangsterboss - hat gegen jeden der Bandenmitglieder ein Druckmittel in der Hand und zwingt die Bande dadurch, ein Schiff zu überfallen, das dann zum flammenden Inferno wird.
Roger Kint (Kevin Spacey) geniesst die Freiheit - Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Die Geschichte um Keyer Söze - in der Darstellung sozusagen der Teufel höchstpersöhnlich - ist für Kujan aber nicht unbedingt glaubwürdig. Trotzdem muss er Roger Kint gehen lassen. Erst später trifft es Kujan wie aus heiterem Himmel und er findet heraus, dass die ganze Geschichte nur zusammengewürfelt war...
Martin Scorses' Thriller "Departed - Unter Feinden" (The Departed - 2006) zeichnet ein überaus spannendes Bild der Tätigkeit von Spitzeln. Die Polizei unterläuft die Gangsterorganisation von Frank Costello (Jack Nicholson) - diesem gelingt es im Gegenzug, einige smarte junge Leute durch die Polizeiakademie zu schleusen. Sowohl in der unterwanderten Polizei als auch in Franks Organisation herrscht alsbald ein grosses gegenseitiges Misstrauen, das der Film teilweise durch psychologisch spannende, actiongeladene aber auch brutale Sequenzen in Szene setzt.
Frank Costello (Jack Nicholson) lässt gerade den bereits verletzten Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) am Billardtisch foltern - Warner Brothers
Colin Sullivan (Matt Damon) einer dieser Spitzel von Costello schafft die Polizeiakademie mit Bravour und ist alsbald ein respektierter Polizist einer Spezialeinheit. Allerdings erstattet er Costello über jede Bewegung der Einheit Bericht. Zeitgleich gelingt es der Polizei den Kadetten Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) in Costellos Organisation einzuschleusen. Nur zwei Polizeibeamte kennen Costigans Auftrag, der sich kurzerhand als Rüpel gibt, ins Gefängnis wandert und nun arbeitslos bei Costello anheuert. Als sowohl bei der Polizei als auch in Costellos Gruppe der Verdacht aufkommt, dass Maulwürfe präsent sind, setzt ein Katz-und-Maus-Spiel ein, das einige Todesopfer kosten wird...
Film Noir
Ein Quantensprung bei Comicverfilmungen ist Christopher Nolan mit seinen Batman-Versionen gelungen: "Batman Beginns" (2005) und "The Dark Knight" (2008) überzeugen durch die düstere Atmosphäre des Molochs Gotham City, aber insbesondere durch die detaillierte Persönlichkeitsstudie des oftmals tragischen Helden Batman alias Bruce Wayne - überzeugend dargestellt von Christian Bale. Auch wenn Batmans Ursprung oft erzählt wurde, so erreicht Nolans Version von 2005 eine noch detaillierte Darstellung der Persönlichkeit. Butler Alfred (Michael Caine) wird deutlich mehr Gewicht zugeschrieben: er ist sowohl Ratgeber und Freund, findet aber auch mahnende Worte. Lucius Fox (Morgan Freeman), übernimmt als Entwickler von Batmans technischen Gadgets sozusagen die Rolle von Q aus den Bond-Filmen. Christopher Nolan hat also ein Universum von Figuren erschaffen, in denen Batman nicht mehr eindimensional erscheint: er kann sich z.B. im Gespräch mit Alfred selbst hinterfragen. Die Handlung ist trotzdem aberwitzig schnell, die Bedrohungen und Gegner sind deutlich weiter entwickelt als in den früheren Batman-Filmen.
Bruce Wayne lässt sich von Lucius Fox die neueste Technik zur Verbrechensbekämpfung erklären - Warner Brothers Pictures
Das Puzzle aus unterschiedlichen Charakteren fügt sich schliesslich in "The Dark Knight" zusammen. Im Angesicht des moralisch völlig skrupellosen Gegners "Joker" (Heath Ledger in seiner grandiosen letzten Rolle), beginnt auch Batman an sich und seinem Auftrag zu zweifeln und die Beherrschung zu verlieren. Die Unmenschlichkeit des Psychopaten Jokers spiegelt sich insbesondere in den Prüfungen wieder, mit denen er Batman auf die Probe stellt und an denen Batman immer nur scheitern kann: Denn die Wahlmöglichkeiten des Jokers bedeuten, dass von zwei möglichen Opfern lediglich ein Mensch gerettet werden kann. Eine dieser Entscheidungen von Batman führt dazu, dass der Politiker Harvey Dent (Aaron Eckhart) schwerverletzt und entstellt überlebt, aber dessen Freundin am anderen Ende der Stadt von Jokers Bande umgebracht wird. Dent wird den Verlust nicht verkraften und zu einem weiteren Problem werden, um das sich Batman kümmern muss...
Der Joker stellt sich der versammelten Mafia vor und offeriert Batmans Tod - gegen 50% ihres gesamten Vermögens - Warner Brothers Pictures
David Finchers Thriller "Sieben" (Se7en, 1995) zeigt Detective Lt. William Sommerset (Morgan Freeman) und Detective David Mills (Brad Pitt) in einer hektischen Jagd nach einem Mörder, der seine Opfer auf grausame Art foltert, bis sie sterben. Sommerset, der eine Woche vor seiner Pensionierung steht, arbeitet seinen neuen Kollegen und Nachfolger Mills noch ein, was einige Konflikte mit sich bringt, da Mills ehrgeizig ist und arrogant wirkt. Mills und Sommerset arbeiten zuerst an einem Tatort, an dem ein fettleibiger Mann zu Tode gefüttert wurde, bis er an inneren Blutungen starb. Als die Spannungen zwischen beiden Ermittlern überhand nehmen, wird Mills vom Vorgesetzten an einen anderen Tatort geschickt: Hier wurde ein Anwalt gezwungen, Teile seines Körpers abzuschneiden, woraufhin er an den Folgen der Selbstverstümmelung starb. Auf dem Teppich findet sich das Wort "Habsucht". Als Sommerset nochmals den alten Tatort untersucht, findet er das Wort "Masslosigkeit". Nun folgert Sommerset, dass die Morde zusammenhängen und für die sieben Todsünden stehen. Daher sind noch fünf weitere Morde zu erwarten. Eine für beide Ermittler schicksalhafte Hetzjagd nach dem Mörder beginnt, in die auch Mills Frau Tracy (Gwyneth Paltrow) hineingezogen wird...
Detective David Mills (Brad Pitt) untersucht eine Leiche - Warner Bros. Entertainment
David Fincher hat eine erschreckend düstere Albtraumstimmung realisiert, die mit einigen Geschmacklosigkeiten glänzt. Der Zuschauer wird auf einen visuellen Höllentrip mitgenommen, der furios, fies und tragisch endet - wenngleich der Mörder hierzu von seinem Schema abrückt. Der Schauspieler des Mörders "John Doe" wird übrigens in den Opening Credits nicht erwähnt, so dass er aus Spannungsgründen auch hier unerwähnt bleibt.
Christopher Nolans Film "Memento" (2000) fasziniert mit einer ungewöhnlichen, erfrischenden Erzählweise, die zu Beginn verwirrend ist, und vermutlich den einen oder anderen bewegt, den Film zweimal zu schauen. Der Hauptcharakter ist Leonard (Guy Pearce), der durch den Angriff des Mörders und Vergewaltigers seiner Frau sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat. Er kann sich zwar an alles erinnern, was vor dem Mord an seiner Frau geschah, doch nach dem schrecklichen Überfall ist sein Erinnerungsvermögen auf die letzten 5 Minuten beschränkt. Unter dieser Prämisse muss Leonard Techniken erfinden, wie er Informationen auf den nächsten Tag hin retten kann: so beginnt er, sich Texte tätowieren zu lassen und Polaroids von Personen mit Kurzinformationen zu versehen. Die Handlung läuft vorwärts (in schwarzweiss) und jeweils in Szenen rückwärts (in Farbe), womit eine ähnliche Verwirrung geschaffen wird, wie sie vermutlich auch in Leonards Kopf vorherrscht. Das Konzept ist aber schnell erkannt und bietet einige Überraschungen, da Leonards aktuelle Fakten, nach denen er handelt, im nachfolgenden Rückblick, den der Zuschauer erhält, sich plötzlich anders darstellen.
Leonard (Guy Pearce) kann sich Informationen nur mittels Tattoos, beschrifteten Polaroids und Texten merken - Newmarket Films
Die Erzählweise, die düstere Stimmung, die unglaublichen Intrigen, in die Leonard verstrickt ist und auch die schauspielerische Leistung von Guy Pearce machen den Film absolut sehenswert. "Memento" gehört zu den besten Thrillerdramen und hat Christopher Nolans Karriere als Regisseur massgeblich befördert. Der Streifen "Inception" und seine Batman-Filme werden in der Kategorie Actionfilme besprochen.
Reservoir Dogs (1992) - Quentin Tarantinos erster Film - schneidet von einem gemütlichen Morgenessen von Gangstern in einem Restaurant zu einer wilden Flucht eben dieser Gangster hin zu einem Treffpunkt in einem Lagerhaus um. Der Raubüberfall - der minutiös geplant war - ist gehörig misslungen. Schnell wird klar, dass der Plan der Polizei verraten wurde, und genauso rasant nehmen die Spannungen innerhalb der Gruppe zu, denn die Verbrecher wurden vom Auftraggeber Joe Cabot (Lawrence Tirney) ausgewählt, kennen sich untereinander aber nur mit Codenamen wie Mr. White, Mr. Orange und Mr. Blue. Die Situation spitzt sich zu, da ein Gangster zu verbluten droht und zudem noch der leicht psychopathische Mr. Blonde, der das Blutbad provoziert hat, mit einem Polizisten als Geisel heranrauscht. Nun verdächtigen sich die Bandenmitglieder gegenseitig und der Polizist wird gefoltert, damit der Spitzel enttarnt werden kann.
Mr. Pink (Steve Buscemi) wird von Mr. White (Harvey Keitel) bedroht - Miramax Films
Tarantino kostet diese Ausgangslage bis ins brutalste Detail schonungslos aus. Gewalt, Blut aber auch die unglaubliche Spannung zwischen den Gangstern machen "Reservoir Dog" zu einem nervenzehrenden Thrill, der den Zuschauer fesselt. Einen grossen Anteil hat aber auch die Schauspielerriege, die die durchaus unterschiedlichen Typen gekonnt darstellt und aufeinanderprallen lässt.
"Sin City" (2005) basiert auf den düsteren Geschichten von Frank Miller, der im Film auf Einladung des eigentlichen Regisseurs Robert Rodriguez, einen Teil der Regieverantwortung übernahm. Der Streifen zeigt eine pervertierte Gesellschaft einer Stadt in schwarzweissen Bildern, in denen einige Details wie Augen oder Fahrzeuge in Farbe erscheinen. Die Bildsprache ist zwar relativ ungewohnt, aber lehnt sich an diejenige von Fank Millers Comic an. Die Streifen, der dadurch selbst wie ein Comic wirkt, macht die Brutalität deutlicher und auch ein wenig surrealer, womit sie sogar erträglicher wird. "Sin City" ist aber auf keinen Fall etwas für schwache Nerven, sondern zeigt in vier Episoden, die jeweils in Bruchstücken über den ganzen Film verteilt sind, sehr explizit Korruption, Gewalt und Morde in einer Stadt ohne Recht und Ordnung, in der solche Delikte schon zum Normalfall geworden sind.
Polizist Hartigan (Bruce Willis) will ein Mädchen schützen und den pädophilen Sohn von Senator Roark verhaften, handelt sich aber dadurch eine Menge Ärger ein - Dimension Films
Die Protagonisten der jeweiligen Episoden kommentieren ihre Eindrücke und Entscheidungen zudem aus dem Off, oftmals auch während sekundenlangen Schwarzblenden - eine Art filmische Gedankenblase. Diese Gedanken erlauben eine gewisse Anteilnahme mit den Helden und Antihelden, auch wenn die ganze Härte der Umgebung natürlich auch auf Sprache und Gefühlswelt abfärbt. Selbst wenn die Handlung in Rodriquez Film fragwürdig ist, so können die Bilder trotzdem eine gewisse Faszination erzeugen. Auf jeden Fall irritiert Rodriquez Werk an einigen Stellen und regt zum Nachdenken über moralische Werte an.
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