Die besten Satirefilme aller Zeiten
Satirefilme kritisieren die Gesellschaft, Politik, Medien oder einzelne religiöse Gruppierungen mit spöttischem Hohn oder übertriebenen Darstellungen in Form einer Parodie.
Kritik zwischen Polemik, Komödie und Parodie
Die Satire versucht mit eher komödiantischen Mitteln, Kritik an gesellschaftlichen und politischen Zuständen zu üben. Stilmittel der Satire ist die Übertreibung, z.B. indem Widersprüche herausgearbeitet oder Sachverhalte verzerrt dargestellt werden. Oftmals wird der kritisierte Umstand der Lächerlichkeit preisgegeben, was durchaus unterhaltend wirkt - aber auch zum Nachdenken anregt, sollte man ähnliche Erfahrungen schon gemacht haben. Es ist unter Umständen auch eine Frage des eigenen Standpunktes, ob man sich mit einem bestimmten Satirefilm anfreunden kann, denn einige Filme üben leise Systemkritik, wohingegen andere Werke womöglich laut und offen gegen die eigenen Ansichten wettern.
Die Bildung von Unterkategorien ist schwierig, da Kritik an Ist-Zuständen z.B. in einer Parodie auf Historienfilme, in einer Pseudodokumentationen oder sogar in Science Fiction verpackt sein kann (siehe Gesellschaftssatiren). Einige Satirefilme arbeiten sich zudem an unterschiedlichsten Feldern ab, was eine Einordnung zudem erschwert.
Gesellschaftssatiren
Sam Mendes portraitiert in seinem Regiedebüt "American Beauty" (1999) Lester Burnham (Kevin Spacey), der unter einer Midlife Crisis litt und sein Berufs- und Familienleben als trostlos empfand. Im Prinzip erfolgt die Erzählung des letztes Jahres seines Lebens rückblickend nach dem Tod, was zu Beginn klar gemacht wird: "In weniger als einem Jahr bin ich tot. Natürlich weiss ich das jetzt noch nicht". Lesters Höhepunkt ist die morgendliche Selbstbefriedigung, seine Frau Carolyn (Annette Bening) ist als Immobilenmaklerin karrieresüchtig, die Tochter Jane (Thora Birch) nervig. Lester wird von seiner Familie nicht respektiert, und auch die Arbeit in einem Zeitschriftenverlag macht ihn nicht glücklich. Als er die Freundin seiner Tochter - Angela (Mena Suvari) - kennenlernt, ist er hin- und hergerissen. Er will sich wieder in Form bringen, um dem Mädchen zu imponieren. Ricky Fitts (Wes Bentley) - ein Junge aus einem Nachbarhaus - versorgt ihn zudem mit Cannabis-Produkten. Als er seinen Job schmeisst, ein Jahresgehalt erpresst und eine Stelle mit wenig Verantwortung annimmt, ist die Beziehung zu seiner Frau nicht mehr zu retten. Er toleriert sogar, dass diese ein Verhältnis mit einem anderen Makler eingeht. Als Frank, der autoritäre Vater von Ricky, Lester und Ricky durch ein Fenster beobachtet und den beiden eine homoerotische Beziehung andichtet, fangen die Probleme erst richtig an...
Lesters Familienleben verläuft schon lange nicht mehr harmonisch - DreamWorks Pictures
Sam Mendes wirft einen satirischen Blick auf die zur Schau gestellte Spiessigkeit typischer Vorstadt-Amerikaner. Dabei erschafft er eine Tragikomödie, die kraftvoll die Fassaden einreisst, indem sie Lester, der die Oberflächigkeit nicht mehr ertragen kann, als tragischen Held in auswegslose Situationen hineinmanövriert. Aber auch das Zusammenspiel der weiteren Figuren ist spannend. Obwohl die Geschichte offensichtlich auf Konflikt gebürstet ist, konstruiert der Regisseur einen Mikrokosmos aus psychologischen Verstrickungen, der absolut sehenswert ist.
Monty Pythons "Ritter der Kokosnuss" (Monty Python and the Holy Grail, 1975) ist eine grossartige Satire auf die Artus-Saga und das Verhältnis zwischen Briten und Franzosen, die alles und jeden aufs Korn nimmt. Die Komödie ist wie von Monty Python gewohnt, sehr sarkastisch, zeigt überdrehte Personen in absurden Situationen und spottet über alles, was irgendjemandem heilig sein könnte - mit einem Humor, der oftmals zotig ist, dann aber auch schräg und in anderen Momenten zum Nachdenken anregt.
In "Ritter der Kokosnuss" suchen König Arthur und seine Gefolgsleute nach dem heiligen Gral und müssen etliche Abenteuer bestehen - Sony Pictures Home Entertainment
Der Film überrascht durch seine kongenialen Einfälle, karikiert z.B. das Verhältnis der Bauern zu den Adelsleuten als auch den Begriff der Realität, indem oft zwischen Mittelalter und Gegenwart (also mitten in die Filmaufnahmen) geschaltet wird. Hierbei wird der Film auch zu einer Mediensatire. Der Streifen erinnert aber an einigen Stellen eher an eine Sketchsammlung als eine fortlaufende Handlung.
Im Science-Fiction-Film "Brazil" (1985) von Terry Gilliam erlassen Ministerien völlig sinnlose Dekrete, foltern unbescholtene Bürger zu Tode und verlangen dann von den Witwen die Kosten der Folterungen zurück. "Brazil" wirkt in vielen Szenen völlig absurd, doch Details wie die Gebäudeinstallationen des Filmhelden Sam Lowry (Jonathan Pryce), die einfach nur irre sind, spielen ihr komisches Potential grandios aus. Viele weitere Ideen, wie die dekadenten Frauen, die sich nahezu permanent Schönheitsoperationen gönnen, die ständigen Forderungen an Sam seitens seiner Mutter, sich innerhalb des Ministeriums einen besseren Job zu suchen, machen den Film zu einem wahnsinnig interessanten Sehvergnügen. "Brazil" bringt sprachlich und auch optisch aus den Punkt, was jedem Zuschauer aus eigenen Erfahrungen bekannt ist, hat dabei aber einen eigenen völlig verworrenen Charme. Doch auch der Kampf des Freiheitskämpfers Tuttle (Robert De Niro) im eigentlichen Plot, seiner Nachbarin Jill Layton (Kim Greist) und schliesslich auch Sam, der sich vom Ministeriumsbeamten langsam zum Freiheitskämpfer entwickelt, ist absolut sehenswert und hält einige Verstrickungen bereit.
Eine "Schönheitsoperation" in Brazil in typischer Terry-Gilliam-Optik - Embassy International Pictures
"Brazil" kann als Behördensatire, Gesellschaftssatire oder Politsatire gesehen werden. Selbst die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe wird kritisiert, da viele Produkte in "Brazil" einfach nicht so funktionieren, wie sie sollten.
Michael Moores versucht im satirischen Dokumentarfilm "Bowling for Columbine" (2002) zu beantworten, weshalb das Schulmassaker von Littleton im Jahr 1999 in den USA möglich war. Moore beschäftigt sich mit der Waffenindustrie und dem Waffenlobbyismus und nennt Rassismus und den zunehmenden, gesellschaftlichen Wettbewerb als mögliche Ursache für die Gewaltexzesse mit Schusswaffengebrauch.
Michael Moore demonstriert, wie einfach man Munition erwerben kann - United Artists
Ein weiteres Übel sieht Michael Moore in der ständigen Thematisierung von Gewalt und Kriminalität im Fernsehen, wodurch eine "Kultur der Angst" geschaffen wird. Diese und weitere Thesen versucht der Dokumentarfilmer mit teilweiser provokanter Selbstinszenierung zu untermauern, weshalb der Streifen nicht als objektiver Dokumentarfilm angesehen werden sollte, sondern als subjektive, unterhaltsame und teils satirische Hinterfragung der Waffengesetze und des Waffenlobbyismus in den USA.
Politsatiren
Die Satire "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" (Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb, 1964) von Stanley Kubrick macht sich respektlos über den Kalten Krieg, die nukleare Abschreckung und die Entscheidungen der herrschenden Klasse im Angesicht des drohenden Weltunterganges lustig. Die Welt steht am Abgrund, als US-Air-Force-General Jack D. Ripper (Sterling Hayden) den ihm unterstellen B-52-Bombern einen Angriffsbefehl auf die Sowjetunion erteilt und mehr noch, als sich herausstellt, dass die Sowjets eine Weltvernichtungsmaschine konstruiert haben, die als Antwort auf einen atomaren Angriff alles Leben auf der Erde vernichten würde...
Peter Sellers als Dr. Seltsam am Tisch der US-Amerikanischen Kommandozentrale - Sony Pictures
Peter Sellers glänzt in den Rollen als Captain Mandrake, Präsident Muffley und Doktor Seltsam - einem ehemaligen Nazi-Wissenschaftler. In teilweise absurden, improvisierten Szenen in der US-Kommandozentrale zündet Sellers ein Feuerwerk an skurrilen Einfällen, was den Film respektlos macht, aber auch frisch hält. Einige Filmplots stellen männliche Allmachtsphantasien herrlich überzogen dar: so sieht ein Plan zur Rettung der Nation vor, dass die männliche Führungselite in Begleitung von jeweils 10 Frauen pro Mann in einem Bunker einquartiert wird, was in der Kommandozentrale intensiver diskutiert wird, als jede weitere Evakuierungsmassnahme. Dr. Strangelove schwankt also geschickt zwischen Scherz und Entsetzen. Auch wenn der Film in wenigen Szenen zu sehr ins grotesk Komödiantische abgleitet, so gehört "Dr. Seltsam" trotzdem zu den besten Satirefilmen und Filmdramen.
Die Gesellschaftssatire "Willkommen Mr. Chance" (Being There, 1979) unter Regie von Hal Ashby, zeigt den unglaublichen, gesellschaftlichen Aufstieg des Gärtners Chance (Peter Sellers), der seit Kindheit für die Grünanlagen im Anwesen eines wohlhabenden Bürgers der Stadt Washington D.C. verantwortlich war. Zurückgezogen im Anwesen seines Herren, kennt Chance das richtige Leben nur aus dem Fernseher. Als sein Dienstherr stirbt, ist Chance auf sich alleine gestellt und muss zum ersten Mal die Herausforderungen der Strasse meistern. Erste Probleme löst er dank seiner Lebensweisheiten, die er im Umgang mit Pflanzen gewonnen hat, und der Fernbedienung des Fernsehers, die er im Mantel mitführt. Doch als er sich selbst im Bildschirm in einem Fernsehmarkt-Schaufenster sieht, erschrickt er, stolpert auf die Strasse und wird angefahren.
Chance (Peter Sellers) lässt sich auch durch die Avancen von Eve (Shirley MacLaine) nicht vom Fernsehkonsum abhalten - United Artists
Im parkenden Fahrzeug sitzt Eve (Shirley MacLaine), die Gattin eines schwerkranken Unternehmers. Sie bittet das Opfer herein und unterhält sich mit ihm, wobei sie zwei Missverständnissen unterliegt: erstens denkt sie, Chance heisse "Chauncey Gärtner" und zweitens, Chauncey wäre ein Unternehmer, der bankrott ging, beklagt sich der doch, dass sein Haus nun geschlossen sei. Chance freundet sich mit Eves Ehemann Bejamin Turnbull Rand (Melvyn Douglas) an und kann ein paar Tage Ruhe in dessen Anwesen geniessen. Chances einfache Sichtweise des Lebens imponiert dem todgeweihten Unternehmer, der Chance daraufhin in die höhere Gesellschaft einführt. Und tatsächlich, "Mr. Gärtner" wird zu einem hochangesehenen Mitglied der Gesellschaft. Talkshowauftritte machen ihn landesweit bekannt. Und alsbald erhält Chance sogar die Einladung, als Berater des Präsidenten der USA zu fungieren...
"Willkommen Mr. Chance" ist eine etwas stille Satire auf die einfachen Botschaften, die in den Medien aber auch in der Politik vermittelt werden, um das Publikum nicht zu überfordern. Ein hervorragend aufspielender Peter Sellers macht den Film zudem sehenswert.
Mediensatiren
Sidney Lumets Mediensatire "Network" (1976) zeigt, wie Senderverantwortliche jeglichen Skrupel verlieren und einen Verrückten vor laufenden Kameras agieren lassen. Der Ausgetickte ist Howard Beale (Peter Finch), der wegen Restrukturierungsmassnahmen seinen Job schon längst hätte verlassen sollen. Nach der Drohung, sich vor laufenden Kameras das Leben zu nehmen, beendete Howard die vermeintlich letzte Sendung allerdings mit einer Wutrede, die die Zuseher begeisterte. Da die Sendung plötzlich gute Einschaltquoten, Bewertungen und Einnahmen generiert und damit zum Zugpferd der Nachrichtensparte wird, hält man an Beale fest. Der Verrückte kann sogar ohne Konsequenzen seinen eigenen Sender verunglimpfen.
Howard Beale (Peter Finch) tickt aus und hält seine erste Wutrede - United Artists
Als der Sender von arabischen Investoren übernommen werden soll, ruft Beale sein Publikum auf, mit Appellen ans Weisse Haus die Übernahme zu verhindern. Da Beale damit erfolgreich ist, erhält er von Senderchef Arthur Jensen eine Lehrstunde über die "Philosophie des globalen Kapitalismus". Beale zeigt daraufhin einen Gesinnungswandel, was die Einschaltquoten sinken lässt. Unterdessen realisiert Diane Christensen (Faye Dunaway) - Chefin der Programmplanung - eine neue Idee: Live-Mitschnitte von Verbrechen einer Terrorgruppe, die vom Sender selbst finanziert wird. Ein Opfer findet man bald...
"Network" ist kein vordergründig komischer Film, sondern erzielt seine Wirkung durch die bitterböse Handlung, in der die Verantwortlichen jeden Sinn für Moral und Anstand verlieren - einzig um sich dem Quotendiktat zu unterwerfen.
Religionssatiren
Monty Pythons "Das Leben des Brian" (Life of Brian, 1979) - eine sehr empfehlenswerten Bibelsatire und Parodie auf Bibelfilme, die im Prinzip versucht, dogmatisch agierende, religiöse Gruppierungen zu kritisieren - schildert das Leben des farblosen Brian Cohen (Graham Chapman), der unter der Fuchtel seiner herrischen Mutter Mandy (Terry Jones) zur Zeit von Jesus von Nazareth in Judäa aufwächst. Da er sich in die idealistische Freiheitskämpferin Judith verliebt, engagiert er sich in einer jüdischen Widerstandsbewegung gegen die römische Besatzung. Doch er wird von den Römern geschnappt.
Am Kreuz stimmen alle zum Tode Verurteilten in ein fröhliches Lied ein: "Always Look on the Bright Side of Life" - Sony Pictures
In einer aberwitzigen Szene - in der die Unberechenbarkeit der Pythons voll zum Tragen kommt - gelingt ihm unter Mithilfe von Ausserirdischen die Flucht. Das Raumschiff stürzt allerdings ab, und er kann sich auf dem Marktplatz von Jerusalem vor einem römischen Suchtrupp erfolgreich als Prophet tarnen. Inmitten anderer Propheten hören zuerst nur einige wenige Menschen seinem Gestammel zu. Doch die Zahl an Interessierten steigt rasant, und Brian kann bald eine grosse Gefolgschaft hinter sich scharen, die ihn schliesslich verfolgt. Zu seinem Unglück werden aufgrund der Menschenmassen auch die Römer wieder auf ihn aufmerksam...
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