Die besten Kriegsfilme aller Zeiten

Kriegsfilme berichten von Heldentaten und Kameradschaft, wohingegen Antikriegsfilme den Schrecken des Krieges offen ansprechen.

Der Schrecken des Krieges im Bild

Kriegsfilme zeigen Personen während militärischer Konflikte in Handlungssträngen, die ganz oder teilweise auf dem Schlachtfeld liegen. Das Genre fokussiert sich auf die modernen Konflikte des 20. und 21. Jahrhunderts, wobei der Amerikanische Bürgerkrieg noch eingeschlossen wird. Ältere Kriegshandlungen werden dem Historienfilm zugeordnet. Je nach Haltung des Filmes gegenüber dem Krieg - z.B. indem die Schrecken des Krieges klar gezeigt werden - kann zwischen Kriegsfilm und Antikriegsfilm unterschieden werden. Da der frühe Kriegsfilm mit seiner unkritischen Haltung und seiner Fokussierung auf grob gezeigte Schlachtszenen heute nicht mehr zeitgemäss ist, und in aktuellen Filmen immer auch die negativen Auswirkungen von Kampfhandlungen auf Psyche und Physis eines einzelnen Soldaten thematisiert wird, ist die Unterscheidung in Antikriegsfilm und Kriegsfilm obsolet geworden. Die besten Kriegsfilme, die unten besprochen werden, lassen kritische Zwischentöne durchaus zu und zeichnen zu einem grossen Teil ein realistisches Bild des Krieges - inklusive aller Schrecken. Filme, deren thematische Fokussierung nicht auf Kampfhandlungen liegt, sondern sich z.B. auf die Leiden der Zivilbevölkerung oder die Bedingungen der Kriegsgefangenschaft fokussieren, werden eher am Ende der Seite vorgestellt und finden sich oftmals auch unter dem Genre der Dramen wieder.

Erster Weltkrieg

Stanley Kubricks "Wege zum Ruhm" (Paths of Glory, 1957) zeigt, wie im festgefahrenen Stellungskrieg der Französische General Mireau (George Macready) bereit ist, seine Soldaten in einer Schlacht skrupellos zu opfern, um Argumente für eine bevorstehende Beförderung zu sammeln. Sein Ziel ist es, in einem Überraschungsangriff einen von den Deutschen besetzten Hügel zu erobern. Stattdessen sieht er, wie der Plan misslingt und die Männer im Artilleriebeschuss der Deutschen Deckung suchen. Der zornige Mireau befiehlt nun, seine eigenen Leute zu beschiessen, um sie aus den Gräben herauszutreiben, doch der Kommandant der Artillerie lässt sich den Befehl schriftlich bestätigen und weigert sich schliesslich. Da der Angriff scheiterte, pickt Mireau wahllos drei Schuldige aus den Leuten heraus, um sie wegen Feigheit vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ihre Verteidigung wird von Regimentskommandeur Colonel Dax (Kirk Douglass) übernommen, der im Zuge des Verfahrens den Schiessbefehl Mireaus aufdeckt. Die Zeit eilt, Dax informiert den oberkommandierenden General Broulard (Adolphe Menjou) über den unehrenhaften Befehl, um die Erschiessung noch zu verhindern...

Kirk Douglass als Colonel Dax inmitten seiner Soldaten - United Artists

Kubrick beleuchtet in einem der ersten und bis dato besten Antikriegsfilme militärische Ruhmsucht, die in zahlreichen Kriegsverbrechen mündet. Der Kampf in Schützengräben liefert hierzu eine erschütternde, glaubhafte Szenerie, die den Wahnsinn des Krieges deutlich hervorhebt. Trotzdem verbleibt Kubrick noch Raum für eine detaillierte Psychoanalyse der Protagonisten. Das Thema das Krieges greift Kubrick 30 Jahre später in seinem zweitletzten Film "Full Metal Jacket" nochmals auf (die Besprechung folgt im Abschnitt Vietnamfilme).

Im grossen Wüstenepos von David Lean aus dem Jahr 1962 macht sich der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O’Toole) im ersten Weltkrieg von Kairo aus auf den Weg auf die arabische Halbinsel, um herauszufinden, wie gross die Separationsbestrebungen einiger arabischer Stämme vom osmanischen Reich wirklich sind. Auf seiner Reise lernt er sowohl die Wüste, die arabische Kultur als auch die islamische Rechtssprechung in eigener Erfahrung kennen. Lawrence trifft auf die unorganisierte Armee Faisals und bringt den Männern moderne Guerillataktiken bei, die sie erfolgreich anwenden. Mit einer kleinen Armee und neuen, lokalen Verbündeten gelingt es ihm, die Hafenstadt Akaba einzunehmen. Lawrence fühlt sich nun wegen seiner Erfolge unverwundbar, doch auf einer Expedition in Syrien gerät er in türkische Gefangenschaft und wird gefoltert. Die Demütigung zehrt an ihm, er kehrt nach Kairo zurück und bittet um seine Entlassung aus dem britischen Dienst. Dort vernimmt er aber auch, dass Franzosen und Briten den Arabern keine Selbständigkeit zubilligen, kehrt auf die arabische Halbinsel zurück und steigt schliesslich zum Anführer auf, der die teilweise verfeindeten Beduinenstämme vereinen kann, um Damaskus noch vor den Briten zu erobern.

Lawrence von Arabien

Im grandiosen Wüstenepos "Lawrence of Arabia" spielt Omar Sharif einen Beduinenführer, der zum Vertrauten von Lawrence von Arabien wird.

Lawrence übersteht eine Vielzahl von Abenteuern, was ihn aber eher zu einem tragischem Helden der Geschichte macht, da er sich bis zu seiner Gefangennahme durch die Türken selbst überschätzt. Auch seine Kraft, die Araber zu vereinen, reicht schliesslich nicht aus und er zieht als gebrochener Mann zurück nach England. David Lean gelingt es in diesem Streifen wunderbar, die Charakterzüge seines Helden herauszuarbeiten - auch negative Aspekte kommen dabei nicht zu kurz.

Zweiter Weltkrieg

In "Der Soldat James Ryan" (Saving Private Ryan, 1998) gelingt es Steven Spielberg, die Schrecken des Krieges überzeugend darzustellen. Inmitten der Landung in der Normandie ist eine Gruppe von Soldaten unter Führung von Capt. John H. Miller (Tom Hanks) unterwegs, um hinter die Feindeslinien zu gelangen, den Soldaten James Ryan zu suchen und heimzubringen. Ein Todeskommando, doch will die Armeeführung unbedingt vermeiden, dass alle vier Söhne der Familie Ryan kurz nacheinander im Krieg getötet werden, um das Leid der Angehörigen nicht ins Unermessliche zu steigern. Nach etlichen Feindkontakten findet die Gruppe weit im Hinterland Private Ryan; doch der will zuerst seinen Auftrag erfüllen...

Der Soldat James Ryan

Steven Spielberg liefert zu Beginn des Films in einigen Szenen eine sehr grausame Darstellung des Blutvergiessens während des D-Day - Amblin Entertainment

Auch Wolfgang Peterson zeigt ein realistisches Bild des zweiten Weltkriegs - allerdings auf Seiten der Nazis und in der klaustrophobischen Enge eines U-Bootes. In "Das Boot" (1981) treffen ältere Matrosen, die ein genaueres Bild vom Krieg gewonnen haben, auf junge Soldaten, die durch die Propaganda des Regimes sehr beeinflusst sind. Darunter auch der Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der seine romantischen Vorstellungen aber bald revidieren muss. Capt.-Lt. Henrich Lehmann-Willenbrocks Auftrag - als "Kommandant" (Jürgen Prochnow) - führt ihn von La Rochelle in den Atlantik, um dort feindliche Schiffe abzufangen. Alsbald gerät die U96 in einen Sturm, der eine genaue Positionsbestimmung verunmöglicht. Tage später wird das U-Boot mit Wasserbomben attackiert, kann aber auch selbst Torpedos abfeuern. Die ganze Härte des Kriegseinsatzes zeigt sich, als nach einem erfolgreichen Angriff, schiffsbrüchige, feindliche Matrosen, die sich von einem brennenden Boot retten, nicht aufgelesen werden. Kurze Zeit später erfolgt eine Befehlsübermittlung: Die U96 soll im spanischen Vigo Vorräte ergänzen und dann in den Hafen von La Spezia in Italien fahren. Der Kommandant ahnt, dass dies ein Himmelsfahrtskommando wird, da die Meerenge von Gibraltar praktisch nahtlos von den Briten überwacht wird. Die Passage wird tatsächlich zum gefährlichen Geduldsspiel...

Die U96 kommt in schweres Fahrwasser

Wolfgang Peterson kann die Enge und die dadurch entstehenden psychologischen Spannungen gut vermitteln. Auch die Emotionen während eines Angriffes und der Stress des Kommandanten werden detailliert abgebildet, was "Das Boot" überaus sehenswert macht.

Die letzten Tage im Führerbunker illustriert der Film "Der Untergang" (2004) von Oliver Hirschbiegel aus der Sicht von Hitlers junger Privatsekräterin Traudl Junge (Alexandra Maria Lara) - auf deren Roman das Drehbuch basiert. Im Film brillieren unter anderem auch Bruno Ganz als Hitler sowie Corinna Harfouch und Ulrich Matthes als Ehepaar Goebbels. Traudl wird im Jahr 1942 im Führerhauptquartier als Sekretärin angestellt - zu einer Zeit, als die Nazis grosse Teile Europas besetzen. Lediglich zweieinhalb Jahre später liegt Deutschland in Trümmern und hat alle Verbündeten verloren. Die Niederlage des Dritten Reiches ist nah. Obwohl Hitler geraten wird, die Stadt Berlin zu verlassen, weigert er sich, glaubt er immer noch an einen Entlastungsangriff, der die Wende bringen kann. Seine Generäle werden hingegen immer nervöser und ignorieren die in ihren Augen abstrusen Befehle Hitlers. Die politischen Führungsleute haben Berlin bereits mehrheitlich verlassen. Als die Lage immer wie aussichtsloser wird, will Hitler die Deutsche Zivilbevölkerung weiter kämpfen lassen, statt selbst zu kapitulieren, denn er ist der Überzeugung, das Deutsche Volk hätte seinen Untergang verdient. Und ehe er Berlin verlässt, so kündigt Hitler an, würde er sich eine Kugel durch den Kopf jagen. Nur noch die Familie Goebbels und wenige, weitere Führungsgrössen bleiben im Führerbunker an Hitlers Seite, als die Rote Armee vor den Toren Berlins steht. Die Stadt wird nun mehrheitlich von Freiwilligen und der Hitlerjugend verteidigt. Kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee am Führerbunker diktiert Hitler Traudl sein Führervermächtnis und vermählt sich mit Eva Braun, tags darauf nehmen sich die Nazigrössen das Leben. Innerhalb weiterer zwei Tage werden alle Kampfhandlungen eingestellt und die verbleibenden Deutschen Soldaten ergeben sich. Traudl flieht in einer Gruppe von Soldaten durch die zerstörte Stadt...

Der Untergang

Traudl (Mitte) flüchtet durch das zerstörte Berlin vor den heranrückenden Russen - Constantin Film

Besonders die schauspielerische Leistung von Bruno Ganz weiss zu überzeugen. Hitler erscheint an einigen Stellen sehr menschlich, bis der Hass wieder aus ihm heraus bricht. Es ist natürlich gewiss so, dass der Film nicht für sich alleine stehen kann, schliesslich zeigt der Streifen durch die Fokussierung auf das letzte Kapitel und die Stadt Berlin nicht das grausame Wirken der Nazis in ganz Europa. Der Untergang des Deutschen Reiches wird aber mehr oder weniger wahrheitsgetreu, sehr düster, hoffnungslos und auch eindrücklich wiedergegeben.

In Quentin Tarantinos grosser Charakterstudie "Inglourious Basterds" von 2009, die einen rein fiktiven Plot durchspielt, kämpft eine Gruppe von britischen und amerikanischen Soldaten sowie deutschen Deserteuren hinter den feindlichen Linien - im besetzten Frankreich. Durch geschickte Nadelstiche und äusserst brutale Hinrichtungen gelingt es den Basterds, die Nazis in Aufruhr zu versetzen. Einer ihrer Gegner ist SS-Standartenführer Hans Landa - besonders intensiv von Christoph Walz gespielt - der sich als detektivischer und äusserst skrupelloser Judenjäger hervortut. In einigen Szenen, die Quentin Tarantino in schonungsloser Brutalität über mehrere Minuten ausbreitet, wird eine psychologische Spannung erzeugt, die ihresgleichen sucht: So sitzt Landa in einem Bauernhaus auf einem Holzboden, unter dem sich die gesuchte jüdische Milchbauerfamilie aus der Nachbarschaft in einem Keller versteckt. Die Anfangssequenz entwickelt sich zu einer Charakterstudie dieses perfiden Menschen, der ruhig an seiner Pfeife nippend durch geschicktes Nachfragen die Situation für die Anwesenden unerträglich macht. Als Landa die jüdische Familie entdeckt, lässt er sie erschiessen, lediglich die junge Shosanna kann nach Paris entkommen.

Inglourious Basterds

Sgt. Donny Donowitz (Eli Roth) und Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) operieren hinter den feindlichen Linien im besetzten Frankreich

Drei Jahre später soll der Film "Stolz der Nation" unter Beisein der Nazi-Führungsriege in Paris uraufgeführt werden. Ausgerechnet im Kino, das von Shosanna unter dem Decknamen "Emmanuelle Mimieux" betrieben wird. Von der Filmvorführung bekommen auch die Basterds Wind, die nun einen Plan ausarbeiten, die versammelten Nazi-Grössen im Kino auszulöschen. Doch auch Shosanna arbeitet an ihrer Rache und wird in einem Café beinahe von Landa erkannt. Tarantino spielt die unterschiedlichen Interessen jetzt miteinander aus, sorgt für reichlich Verstrickungen und Unvorhergesehenes, bis es schliesslich im Kino zum Höhepunkt kommt. Brillant ist z.B. auch Brad Pitt, dessen Süd-Staaten Chuzpe ihn trotz massivem Akzents und kläglicher Deutschkenntnisse mitten durch das versammelte Premierenpublikum lotst.

Vietnamfilme

Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" (1979) zeigt die Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges in epischen Sequenzen, die von brutalen, schnellen und zynischen Kampfszenen unterbrochen werden. Captain Benjamin L. Willard (Martin Sheen) ist ein Mitglied einer Spezialeinheit zur unkonventionellen Kriegsführung. Seit Tagen alkoholisiert in einem Hotelzimmer wartend, sehnt er sich nach einem Einsatz im Dschungel. Als zwei GIs ihn zu einem Stützpunkt des Nachrichtendienstes eskortieren, wartet dort bereits sein neuer Auftrag: Exekution des wahnsinnig gewordenen Colonels Walter E. Kurtz (Marlon Brando). Willard soll mit einem Patrouillenboot mit Besatzung den Nung River hochtuckern, um im angrenzenden Kambodscha Kurtz ausfindig zu machen. Ein erster Zwischenhalt führt Willard schon die Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges vor Augen: die Eskorte durch die 1. US-Luftkavallerie kommandiert vom Lieutenant Colonel Bill Kilgore (Robert Duvall) setzt kurzerhand Napalm-Bomben ein, um einen Granatenbeschuss auf einen Strand zu stoppen, an dem gerade ein paar Soldaten auf seinen Befehl hin surfen. Willard fragt sich, was die Oberen überhaupt gegen Kurtz einzuwenden haben, wenn sie doch Kilgore dulden...

Apocalypse Now

Das Patrouillenboot trifft in Kurtz' Lager ein - American Zoetrope

Coppola zeigt den ganzen Wahnsinn des Krieges in eindrücklichen Bildern. Dabei wechseln ruhige Momente auf dem Patrouillenboot mit erschreckenden Kampfhandlungen und auch psychologisch erschütternden Momenten mit Soldaten ab, die im Dschungel moralisch am Boden liegen. Eine um 29 Minuten gegenüber der ursprünglichen Kino-Fassung längere "Redux"-Version lässt noch tiefer in den menschlichen Abgrund blicken.

"Full Metal Jacket" (1987) von Stanley Kubrick ist ein zweigeteilter Film, der zum einen beschreibt, wie junge Rekruten in einem Bootcamp von Gunnery Sergeant Hartmann (R. Lee Ermey) kriegstauglich gemacht werden - darunter James T. "Joker" Davis (Matthew Modine), aus dessen Sicht der Film erzählt. Gunnery Sergeant Hartmann schiesst sich auf den unsportlichen und mental zurückgebliebenen Rekruten Private "Paula" (Vincent D'Onofrio) ein. Paula ist Ziel von Spott und Häme, doch als sich die Fehler des Privates häufen, bestraft Gunnery Sergeant Hartmann auch die anderen Rekruten. Paulas Rückhalt in der Mannschaft sinkt, die ständigen Strafen zehren an den Nerven aller. Als Paula sich mit seinem Gewehr anfreundet und Gunnery Seargent Hartmann befindet, Paula könne mit seiner Schiessleistung doch noch ein brauchbarer Soldat werden, ist es bereits zu spät. Paula hält dem psychischen Druck nicht mehr Stand, was kurz vor Ende der Ausbildung zwei Opfer kosten wird.

Gunnery Sergeant Hartmann (R. Lee Ermey) inspiziert seine Rekruten - Warner Brothers

Im zweiten Teil des Filmes erlebt "Joker" als Kriegsberichterstatter die Schrecken des Krieges in allen Details. Die menschenverachtende Ausbildung geht sozusagen in die Praxis über. "Full Metal Jacket" zeigt den Drill im Ausbildungslager der Army beängstigend eindrücklich. Das Schauspiel von R. Lee Ermey, der jahrelang in dieser Position in der Army gedient hat, und die Interaktion mit den während des Drehs teilweise ahnungslosen weiteren Schauspielern ist bemerkenswert. Der Streifen flacht aber im zweiten Teil eher ab, zeigt womöglich die Kriegsmonotonie, die der Reihe nach die Personen dahinrafft, zu denen man im ersten Teil eine Bindung hergestellt hat. In einer Szene, in der sich Soldaten an einer vietnamesischen Heckenschützin, die sie gestellt haben, vergehen wollen, bringt auf den Punkt, wie Menschen im Krieg moralisch degenerieren. Einzig "Joker" zeigt Mitleid... Dank Kubrick ist klar, dass dieser Werteverfall bereits in der Ausbildung einsetzt, aber dass sich einige wenige Personen tröstlicherweise immer ein Stück Menschlichkeit bewahren.

Der Fokus von "Die durch die Hölle gehen" (The Deer Hunter, 1978) unter Regie von Michael Cimino liegt nicht auf Kampfhandlungen, sondern auf den psychischen Folgen des Krieges und einer Kriegsgefangenschaft. Die drei Freunde Michael Vronsky (Robert de Niro), Nikanor "Nick" Chevotarevich (Christopher Walken), Steven Pushkov (John Savage) feiern ausgiebig die Hochzeit von Letzterem und gehen ein letztes Mal gemeinsam auf Jagd, bevor sie aus Patriotismus freiwillig in den Vietnamkrieg ziehen. In Vietnam kommen die drei aber in Kriegsgefangenschaft. In Käfigen eingesperrt, die in einen Fluss hinuntergelassen sind, können sie knapp noch atmen. Als die drei von den Wärtern zu russischem Roulette gezwungen werden, gelingt es Michael, durch einen Trick unter Einsatz des Lebens aller die Aufpasser auszuschalten. Sie können fliehen. Doch die Wege trennen sich, Nick wird von einem Hubschrauber gerettet, Steven wird auf der Flucht schwer verwundet.

Die durch die Hölle gehen

Michael (Robert de Niro) wird unter vorgehaltener Waffe gezwungen, Russisches Roulette zu spielen - Universal Pictures

Zwei der Freunde kehren getrennt voneinander in die Heimat zurück: Steven ist an einen Rollstuhl gefesselt, Michael ist körperlich unversehrt, findet sich aber nicht mehr im normalen Leben zurecht. Michael trifft Steven, erfährt zum ersten Mal von dessen Schicksal und dass Steven von Nick Geld aus Saigon erhält. Michael entschliesst sich, seinen Freund in Saigon zu suchen: Nikanor Chevotarevich ist aber dermassen traumatisiert, dass er sich in einem dortigen Kasino selbst zum Objekt von Glückspiel macht: Er ist ein Russisch-Roulette-Spieler, auf den gesetzt werden kann... Ciminos Film ist schonungslos hart und zeigt, wie ein Teil des Vietnamtraumas der Amerikaner zu Stande gekommen ist: Die seelische Verstümmelung einiger Vietnamkämpfer macht sie zu heimatlosen Rückkehrern.

Einer der schonungslosesten Filme über den Vietnamkrieg ist "Platoon" (1986) von Oliver Stone. Der Regisseur zeigt die Machtlosigkeit der US-Soldaten im Dschungel, aber auch das Zerwürfnis innerhalb der dort stationierten Truppen. Chris Taylor (Charlie Sheen), der sich freiwillig zum Vietnamkrieg gemeldet hat, muss sich aufgrund seiner kleinen Zahl an Diensttage als Teil des Kanonfutters zuvorderst einreihen. Als es bei der Vorbereitung eines Hinterhalts für den Vietcong zu einem Überfall kommt, schläft der eigentliche Wachhabende, die Schuld wird trotzdem Taylor zugeschoben. Nun zum Sündenbock abgestempelt und zu Drecksarbeiten im Basiscamp verdonnert, freundet sich Taylor mit afroamerikanischen Kameraden an und wird schliesslich bei den Potheads aufgenommen - einer Gruppe von Soldaten um Sgt. Elias Grodin (Willem Dafoe), die den Krieg nur noch mit Hilfe von Drogen erträgt. Ihnen gegenüber stehen die skrupellosen und brutalen Säufer um Sgt. Robert E. Lee Barnes (Tom Berenger). Die Spannungen zwischen den beiden Gruppen nehmen zu, als es bei einer Säuberung eines unterirdischen Tunnelsystems durch Elias zu tödlichen Zwischenfällen mit Sprengfallen kommt und zudem ein Soldat entführt wird. Barnes stürmt mit den restlichen Soldaten in ein nahe gelegenes Dorf, wo die Situation eskaliert und es zu Gräueltaten an den vietnamesischen Dorfbewohnern kommt...

Staff Sergeant Barnes (Tom Berenger) Wut entlädt sich an hilflosen Dorfbewohnern - Metro Goldwyn Mayer

Das Bild, das der Vietnam-Veterane Oliver Stone vermutlich anhand eigener Erfahrungen vom Vietnamkrieg zeichnet, kommt der Realität deutlich näher als jedes Heldendrama. Zumindest erklärt der Film, woran der Vietnam-Krieg gescheitert ist: z.B. am Dschungel, der jeder Hightech überlegen war, den Wahnvorstellungen in den Köpfen - ausgelöst durch Drogen und Alkohol und die ständige Bedrohung durch einen unsichtbaren Feind.

Bürgerkriegsdramen

In "Pans Labyrinth" (El laberinto del fauno, 2006) zeigt der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro die fantastischen Erlebnisse von Ofelia, eines 12-jährigen Mädchens, das sich inmitten der Bürgerkriegswirren mit dem neuen Mann der schwangeren Mutter Carmen (Adiadna Gil), dem sadistischen Fanco-Hauptmann Vidal (Sergi López), arrangieren soll. Ofelia stürzt sich aber stattdessen in Abenteuer und Aufgaben, die ihr ein Fabelwesen stellt. Der Pan verspricht ihr nach Absolvierung von drei Aufgaben die Erlösung aus ihrem irdischen Dasein, denn Ofelia sei die Widergeburt einer Prinzessin, die damals das unterirdische Reich verlassen habe, menschlich wurde und ihre wahre Identität vergessen habe...

Hauptmann Vidal besichtigt eine Sabotage-Aktion der Widerständler - New Line Cinema

Guillermo del Toros Film zeigt die Schrecken des spanischen Bürgerkrieges in ganzer Brutalität. Der Horror ist im Prinzip die Wirklichkeit, vor der sich Ofelia - und mit ihr auch die Zuschauer - in eine fantastische, imaginäre Welt entzieht, die trickreich und bildgewaltig umgesetzt wird. Leider sind die Übergänge der beiden Welten nicht fliessend, so dass die erschreckende Wirklichkeit Ofelia oftmals brutal einholt, bis hin zu einer atemberaubenden, aber auch erlösenden Schlusssequenz, die zu Tränen rührt.

Kriegsgefangenendramen

In David Leans Meisterwerk "Die Brücke am Kwai" (The Bridge on the River Kwai, 1957), das in einem Kriegsgefangenenlager in Burma spielt, ordnet sich der englische Offizier Nicholson (Alec Guinness) zuerst nicht den Befehlen des japanischen Lagerkommendanten Saito unter. Er beruft sich auf die Genfer Kriegsgefangenkonvention, die verbietet, dass Offiziere Strafarbeiten durchführen. Doch Saito hat einen strengen Zeitplan vorliegen, eine Holzbrücke über den Kwai zu errichten, und so droht er mit Repressionen. Um das Leid der Gefangenen während des Baus gering zu halten, bietet Nicholson an, eine elegantere Konstruktion über den Kwai zu errichten, wenn er und die Offiziere den Bau beaufsichtigen können. Saito willigt schliesslich ein. Die Brücke nimmt tatsächlich weitaus schneller Gestalt an, als ursprünglich geplant, was auch Saito Respekt abverlangt. Eines Tages kann Commander Shears (William Holden) fliehen und schlägt sich bis zu US-amerikanischen Streitkräften durch. Nachdem er sich von seinen Strapazen erholt hat, wird er allerdings zu einem Sabotagekommando rekrutiert: So sollen Fallschirmspringer in der Nähe der Brücke landen und sie sprengen...

Die Brücke am Kwai

Die britischen Kriegsgefangenen beim Appell - Columbia Pictures

Der Film "Gesprengte Ketten" (The Gread Escape) unter Regie von John Sturges erzählt die Geschichte von 250 Amerikanern und Briten, die unter der Führung von Roger Bartlett (Richard Attenborough) Tunnel graben, um aus dem besonders ausbruchsicheren Kriegsgefangenlager in Sagan zu fliehen. Doch die Flucht steht unter keinem guten Stern, denn der Tunnel erweist sich in der Nacht der Flucht als zu kurz...

Gesprengte Ketten

Captain Virgil Hilts (Steve McQueen) kann dank eines Motorrads fliehen - United Artists

Auch wenn das Lagerleben und die Überlistung der Wachmannschaft den Film um einige witzige Elemente bereichert, so spart der Streifen mit der Ermordung der meisten Fliehenden durch die Wachtmannschaft und die Gestapo, die einige Entflohene wieder aufgreift, das tragische Fazit keineswegs aus. "Gesprengte Ketten" ist einer der besseren Filme, der im zweiten Weltkrieg spielt, und vermag trotz einiger Längen zu überzeugen.

Völkermordsdramen

In "Schindlers Liste" (Schindler's List, 1993) legt Steven Spielberg Zeugnis ab für die gute Tat des industriellen Oskar Schindler (Liam Neeson), der im zweiten Weltkrieg etwa 1200 Juden vor dem sicheren Tod in Auschwitz rettete, indem er sie in seiner Fabrik arbeiten liess. Im dargestellten Lebensabschnitt vollzieht Schindler eine Wandlung vom rein opportunistischen Menschen, der lediglich auf sein Einkommen bedacht ist und seinen jüdischen Buchhalter Itzhak Stern (Ben Kingsley) alles organisieren lässt, zu einem mitfühlenden Chef, der sogar mehr Juden beschützt, als in der Fabrik zur Arbeit benötigt werden. Dieser Gesinnungswandel vollzieht sich trotz Anblick der Taten des sadistischen SS-Offiziers Arno Göth (Ralph Fiennes) im Lager Plaszow und der Räumung des Warschauer Ghettos erst spät. Zuerst ist Schindler lediglich entsetzt, dass die Nazis seine Arbeiter wegschaffen. Durch Verhandlungen mit Göth kann Schindler erreichen, dass er die Arbeiter behalten kann, doch später schmiert er Göth sogar, weil er das Leben der Arbeiter retten will. Auf Listen führen Schindler und Stern nun alle Arbeiter auf, die statt nach Auschwitz nach Brünlitz in Schindlers Fabrik deportiert werden. Da einige Frauen wegen eines Fehlers trotzdem nach Auschwitz in den sicheren Tod geschickt werden, schmiert Oskar Schindler sogar den dortigen Lagerleiter.

Schindlers Liste

Oskar Schindler und Itzhak Stern erstellen die Listen der Arbeiter - Universal Pictures

Schliesslich muss Schindler als Deutscher vor den heranrückenden Sowjets fliehen. Da er "Sklavenarbeiter" beschäftigte, droht ihm eine Strafe. Doch die Arbeiter schenken ihm einen Brief, in dem sie ausführen, Schindler wäre kein Krimineller, und zudem einen Ring aus Gold, dessen Gravur den Talmud zitiert: "Wer nur ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt." Nun bricht es aus Schindler heraus, unter Tränen stellt er fest, dass er für die letzten Werte, die ihm geblieben sind - ein Fahrzeug und eben dieser Ring  - noch einige Juden mehr hätte retten können.

Spielberg ist sehr um Authentizität bemüht und nutzt Schwarzweiss als Stilmittel, damit die Personen im Mittelpunkt stehen. Die Motive Schindlers und die Wandlung seines Charakters sind allerdings nicht bis ins Detail erklärt, sie vollziehen sich eher schrittweise in Begegnungen mit einem kleinen Mädchen bzw. während einer Gebetszeremonie in der Fabrik. Diese besonderen Augenblicke werden im Film mit ein wenig Farbe unterstützt.

In Roman Polanskis Biopic "Der Pianist" wird eine hochdramatische Episode aus dem Leben von Władysław Szpilman (Adrien Brody) dargestellt - einem hochangesehenen Pianisten in Warschau, der die Schrecken der Judenverfolgung durch die Nazis durchmacht und dem Tod nur knapp entrinnen kann. Als seine Familie bei der Räumung des Warschauer Ghettos nach Treblinka abtransportiert werden soll, gelingt Szpilman die Flucht. Durch Mithilfe eines Freundes vom jüdischen Ordnungsdienst kann er im Ghetto bleiben und muss dort beim Wiederaufbau mitarbeiten, macht aber auch im Widerstand mit. Dann gelingt ihm die Fluch und er kommt bei befreundeten Polen unter. Von dort sieht er den Ghettoaufstand. Nun muss er mehrmals das Versteck wechseln, leidet Hunger und wird krank. In einem Unterschlupf trifft er auf den Deutschen Offizier Hosenfeld (Thomas Kretschmann), und Szpilmans Todesangst weicht erst, als er erkennt, dass der Deutsche hilfsbereit ist. Als Hosenfeld will, dass der Pianist ihm etwas auf einem Flügel vorspielt, entscheidet sich Szpilman für die Ballade Nr. 1 von Chopin, die die polnischen Freiheitsbestrebungen während der Besatzung durch die Russen intoniert. Die Schönheit der Musik, die auch Hosenfeld bewegt, steht im Gegensatz zu den Grauen des Krieges und zeigt die Absurdität des Kampfgeschehens. Als die Russen anrücken, verabschiedet sich Hosenfeld mit einem Geschenk: einem Deutschen Mantel. Das Kleidungsstück wird Szpilman fast zum Verhängnis, denn er gerät unter Beschuss. Hosenfeld wird unterdessen von den Russen gefangengenommen - die Rollen vertauschen sich.

Der Pianist

Szpilman spielt für den Offizier Hosenfeld die Ballade Nr. 1 von Chopin - Focus Features

Polanski hat einen eindrücklichen, düsteren Film geschaffen, der das Warschauer Ghetto wieder aufleben lässt. Die Detailversessenheit des Regisseurs - wohl da er im Film seine eigene Vergangenheit bewältigt - spiegelt sich in einigen Szenen wieder, beispielhaft sind die Ruinen des zerstörten Warschaus erwähnt, die eigens in verlassenen Kasernen der Roten Armee nachgestellt wurden. Und insbesondere Adrien Brody, der für die Rolle 15kg abgenommen hat, weiss durch seine Darstellung zu überzeugen und erhielt 2003 den Oscar für den besten Hauptdarsteller.

"Das Leben ist schön" (La vita è bella, 1997) ist Roberto Benignis grosse Tragikomödie, die zur Hälfte in komischen, aber auch zärtlichen Bildern beschreibt, wie der Jude Guido Orefice (Roberto Benigni) um die Lehrerin Dora hofiert und zur anderen Hälfte, wie sehr die junge Familie mit Giosué als Zuwachs unter dem Terror der Nationalsozialisten zu leiden hat. Als Guido und Giosué in ein Konzentrationslager deportiert werden, lässt sich Dora freiwillig auch dorthin bringen. Im Lager streng nach Geschlecht geteilt, ist nun Guido für das Wohl von Giosué verantwortlich: er erfindet ein Gewinnspiel, dessen Regeln es einzuhalten gilt. Wenn Giosué sich daran hält, gewänne er einen Panzer. Somit versucht Guido den allergrössten Schrecken von Giosué fernzuhalten. Dies gelingt ihm zu Beginn hervorragend, doch eines Tages macht auch Guido einen Fehler...

Das Leben ist schön

Giosué inmitten von Gefangenen des Konzentrationslagers - Miramax Films

Roberto Benignis Film überzeugt durch eine sensible Ausgewogenheit zwischen Romanze und absurder Tragödie. Der Film vermittelt den Schrecken der Konzentrationslager ausgesprochen effektiv und wahrt daher die Erinnerung an diesen düsteren Teil der Geschichte und die Opfer - auch wenn urkomische Szenen eingestreut werden, bei denen man nicht sicher ist, ob man laut loslachen darf. Gerade der heftige Bruch zwischen der Romanze, dem frühen Familienglück und den Bildern aus dem Konzentrationslager erzeugt emotional starke Gefühle. Das Ende des Films kann partiell für den Gefühlsaufwand der Zuseher entschädigen - auch wenn das Familienglück nicht in vollem Umfang wieder hergestellt wird.

Das Drama "Hotel Ruanda" (Hotel Rwanda, 2004) unter Regie von Terry George erzählt die Geschichte des Hotelmanagers Paul Rusesabagina (Don Cheadle), der Angesichts des von Strasse zu Strasse fortschreitenden Völkermords der Hutus gegenüber der Tutsis in Ruanda, 1268 Flüchtlingen im Hotel Unterschlupf gewährt. In der eigentlich aussichtlosen, von Hass erfüllten Lage, agiert Rusesabagina besonnen und organisiert das Menschenmögliche. Doch die Gefahr rückt bedrohlich näher. Auch Colonel Oliver (Nick Nolte) wirkt als Kommandant der dort stationierten UN-Truppen zunehmend hilfloser, versucht Rusesabagina aber soweit es ihm möglich ist zu unterstützen. Doch mit Evakuierung der letzten Ausländer aus dem Hotel ziehen auch die UN-Truppen ab. Paul versucht nun durch Bestechung und alkoholische Getränke die Hutu-Milizen davon abzuhalten, das Hotel doch noch zu räumen. Als die Lage für alle noch einmal dramatisch wird, bringt erst ein Telefongespräch mit dem Chef der Fluggesellschaft Sabena, der das Hotel gehört, die Wende. Nun muss alles schnell gehen und auch Colonel Oliver setzt noch einmal alle Hebel in Bewegung und organisiert einen Konvoi...

Hotel Ruanda

Rusesabagina im Gespräch mit Colonel Oliver - United Artists

Die Schauspieler in Hotel Ruanda überzeugen durch ihre Leistung - allen voran Don Cheadle und Sophie Okonedo in der Rolle von Pauls Frau Tatiana. Die zuerst vorhandene Ungläubigkeit von Paul - als Hutu - gegenüber der enormen Unmenschlichkeit weicht einer puren Angst innerhalb der Familie, da seine Frau als Tutsi um ihr Leben fürchtet. Schliesslich kehrt wieder Besonnenheit ein. Der Film erspart dem Zuseher die wirklichen Gräuel des Völkermordes, aber die Anspannung und die Schrecken sind immer spürbar.

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