Die besten Historienfilme aller Zeiten

Das feudale Leben zu Hofe, Entdeckungen, Erfindungen, Kriege und Katastrophen dienen als Vorlage von Historienfilmen.

Geschichte im Bild: von Tatsachen und Fiktion

Die Handlung der meisten Historienfilme beruht auf geschichtlichen Ereignissen oder Personen. Eine grosse Authentizität der Kostüme, Fahrzeuge und der Architektur zeichnet die besten Historienfilme aus. Doch auch fiktive Handlungen, die in einem geschichtlichen Kontext stattfinden, können unter Historienfilm eingeordnet werden, so dass die Streifen nicht immer auf Tatsachen beruhen. Das Genre ist auf jeden Fall weit gefasst, so dass auch Filmbiographien, Kriegsfilme und auch einige Abenteuerfilme darunter fallen. Bekannte Unterkategorien sind "Mantel-und-Degen-Film" oder "Monumentalfilm", wobei letzteres eher den Produktionsaufwand bezeichnet (versus: "Sandalenfilm"). Einzig Western geniessen einen Sonderstatus und werden nicht den Historienfilmen zugeordnet - auch wenn sie wie im Neowestern konkrete, geschichtliche Ereignisse realistisch nachstellen.

Antike

Als Antike wird die Geschichte des klassischen Griechenlands und des Römischen Reiches bezeichnet. Die Antike umfasst im weiteren Sinne aber auch die altorientalischen, nahöstlichen Hochkulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Assyriens, Persiens und Kleinasiens, die Jahrtausende vor dem römischen Reich ihre Blütezeit besassen.

"Ben Hur" (1959) unter Regie von William Wyler zeigt die Leiden des fiktiven, jüdischen Fürsten Judah Ben-Hur (Charlton Heston), der im Jahr 26 nach Christi Geburt von seinem römischen Jugendfreund Messala (Stephen Boyd) hintergangen wird. Als Messala römischer Befehlshaber in Jerusalem wird, ist die Wiedersehensfreude gross, denn Messala hat Judah einst das Leben gerettet. Doch das Verhältnis trübt sich, als Messala von Judah verlangt, Aufständische zu verraten, was dieser ablehnt. Bei einer Parade stürzen Dachziegel von Judahs Haus, der anschliessend des Attentats bezichtigt wird. Judah wird von Messala ohne Verhandlung zum Strafdienst auf römische Galeere geschickt, obwohl Messala weiss, dass einige Dachziegel auf Judahs Haus lose waren. Messala schlägt sogar den Hausverwalter von Judah zum Krüppel und nimmt der Familie allen Besitz weg. Judah schwört noch im Gefängnis Rache.

Ben Hur

Judah Ben Hur (Charlton Heston) nimmt am Pferderennen teil  - Metro-Goldwyn-Meyer

Nach Jahren Sklavendienst auf einer Galeere lernt Judah den Befehlshaber Quintus Arrius kennen, der beeindruckt von Judahs unerschütterlichem Gottesglauben ist. Bei einer Schlacht mit mazedonischen Piraten lässt Arrius Judah losketten. Als die Galeere sinkt, wird Arrius von Judah gerettet und daran gehindert, Selbstmord wegen der Schande der verlorenen Schlacht zu begehen. Kurz darauf werden die Beiden aufgelesen, und erfahren vom tatsächlichen, römischen Sieg. Arrius wird von Kaiser Tiberius geehrt und Judahs Galeerenstrafe wird umgewandelt: Arrius darf nun über Judahs Schicksal bestimmen. Arrius macht Judah zu einem talentierten Wagenlenker und adoptiert ihn sogar. Doch Judah denkt immerfort an seine Schwester und Mutter in Jerusalem. Schweren Herzens lässt ihn Arrius schliesslich ziehen. Einige Zeit später wird Judah als Teilnehmer im Wagenrennen im Circus von Jerusalem wieder auf Messala treffen, der als Favorit ins Rennen geht...

Ben Hur ist in vielen Details nicht korrekt: so kannte das römische Reich z.B. keine Galeerenstrafe, sondern beschäftigte besoldete Soldaten. Es ist auch unglaubwürdig, dass Mitglieder der römischen Oberschicht an Wagenrennen teilnahmen. Judahs griechisch wirkender Wagen scheint ein reines Fantasieprodukt zu sein. Trotz der Fehler ist "Ben Hur" ein grandioser Monumentalfilm, der die Filme seiner Zeit in den Schatten stellt. Die Begegnungen zwischen Judah und Jesus von Nazareth und Judahs spätere Wesenswandlung wirken allerdings sehr konstruiert.

In Ridley Scotts monumentalem Meisterwerk "Gladiator" (2000), erlebt der römische Feldherr Maximus Decimus Meridius (brillant gespielt von Russell Crowe) im 2. Jahrhundert nach Christi Geburt den Verlust seiner Familie - die aufgrund eines politischen Komplottes umgebracht wird - den er selbst nur schwer verletzt überlebt. Er wird von Händlern nach Afrika verschleppt und dort als Sklave an eine Gladiatorenschule verkauft. Fortan ist er als Gladiator ähnlich erfolgreich wie als Feldherr und sein Aufstieg in den Arenen des römischen Reiches bringt ihn schliesslich nach Rom, wo er seiner Rache Nahe ist: Denn vor Jahren wollte Kaiser Mark Aurel die Demokratie im Reich einführen und damit die Herrschaft der Kaiser beenden. Gestoppt wurde er vom eigenen Sohn: Commodus hat sich gegen ihn verschwört, tötete den eigenen Vater und liess seine Gefolgsleute umbringen.

Gladiator

In Gladiator gerät Maximus (Russel Crow) in lebensgefährliche Kämpfe - Dreamworks LLC & Universal Pictures

Maximus erlebt also ein Wechselbad der Gefühle: seine Erfolge als Feldherr zählen plötzlich nichts mehr, er wird verraten, führt das Leben eines Sklaven und muss dutzende Gefahren überstehen. Mit neuen Kameraden unter den Gladiatoren steigt er langsam zum Liebling der Massen empor, bis er Commodus gegenübersteht. Der Plot erscheint daher zeitlos, folgt aber lediglich lose wahren, geschichtlichen Gegebenheiten. Auch wenn der Film etliche historische Fehler enthält (Mark Aurel starb in Wirklichkeit an der Pest) und z.B. sogar Regeln des Gladiatorenkampfs ignoriert, so vermag er trotzdem dramaturgisch zu überzeugen.

Mittelalter

Das Mittelalter, das von einer feudalen Standesordnung und einer gläubigen, christlichen Geisteshaltung geprägt war, setzt mit der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert ein und dauerte bis Mitte des 16. Jahrhunderts.

Auch wenn "Braveheart" (1995) unter Regie von Mel Gibson eher lose auf den Erlebnissen des Schottischen Freiheitskämpfers William Wallace (ca. 1270 - 1305) basiert, so bietet der Film trotzdem eine glaubwürdige, mitreissende Handlung. Als Schottland durch eine List an die Briten fiel und in den anschliessenden Auseinandersetzungen Williams Bruder und dessen Vater sterben, wird der achtjährige Junge William von seinem Onkel in Irland aufgenommen. Als junger Mann (gespielt von Mel Gibson) sehnt er sich nach seiner Jugendliebe Murron und kommt in das besetzte Schottland zurück, in dem nun die Briten allumfassende Rechte besitzen. Er heiratet Murron heimlich, damit der britische Sheriff sein Recht der ersten Nacht nicht ausüben kann. Als Murron später von einem britischen Soldaten fast vergewaltigt wird, fängt Wallace einen Kampf mit den Truppen an und kann sich der Verhaftung entziehen. Murron hingegen wird zurückgehalten und später vom Sheriff hingerichtet. Nun schart William seinen Clan hinter sich und kehrt in die Garnisons-Stadt ein, um den Sheriff zu töten. Weitere Freiwillige schliessen sich ihm an und es kommt zu Kämpfen mit Garnisonen in der Umgebung. Schliesslich ist die Schlacht mit England nicht mehr zu vermeiden. Nach dem Sieg gelingt es Wallace aber nicht, die schottischen Edelleute hinter sich zu versammeln. Durch die Einnahme der englischen Stadt York provoziert er zudem den englischen König Eduard I. Nun kommt es zu Verstrickungen mit den legitimen Thronerben von Schottland und der Schwiegertochter und Unterhändlerin des englischen Königs Prinzessin Isabelle (Sophie Marceau), die sich schliesslich in William verliebt. Trotz Verhandlungen schickt König Eduard I. aber im Geheimen bereits Truppen, um William zu umzingeln...

Braveheart

William Wallace inmitten seiner Verbündeten - Paramount Pictures

Frühe Neuzeit

In die "frühe Neuzeit" ab Mitte des 16. Jahrhunderts fallen Renaissance mit einer Rückbesinnung auf die Antike, Humanismus mit der Definition der Würde eines Menschen, die Entdeckungsreisen in Asien und Amerika, aber auch der Buchdruck und die Reformationsbewegung.

Moderne

Französische Revolution und die Aufklärung ersetzen das feudale Herrschaftssystem durch ein bürgerliches Gesellschaftsmodell. Die Moderne teilt sich in Langes 19. Jahrhundert von der französischen Revolution (1789) bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges (1914) und in das 20. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart.

Langes 19. Jahrhundert

Die traurige Geschichte des körperlich verunstalteten Joseph Merrick (im Film: John Merrick - gespielt von John Hurt), der von 1862 - 1890 lebte, wird in David Lynchs "Der Elefantenmensch" (The Elephant Man, 1980) verarbeitet. Als der Chirurg Frederik Treves (Anthony Hopkins) auf einem Jahrmarkt Interesse für den aufgrund seiner schrecklichen Deformationen ausgestellten "Elefantenmenschen" entwickelt, befreit er ihn kurzerhand aus den Fängen eines trinkenden Schaustellers. Im Hospital, in dem Frederik arbeitet, sind die Reaktionen auf den jahrelang gepeinigten Menschen teilweise entsetzt, aber auch Neugier und Mitleid stellen sich ein. Der Schädel ist deformiert und vergrössert, der Rücken ist von Tumoren übersät, der rechte Arm ist unbrauchbar. Doch am schlimmsten wiegt, dass im Schlaf liegend die Luftröhre abknickt und John unweigerlich ersticken würde. So ist der Elefantenmensch gezwungen, sitzend zu schlafen. Frederik möchte John gerne im Hospital behalten, obwohl er ihn nicht behandeln kann, doch der Direktor ist dagegen. Doch als Merrick sich von seiner psychischen Pein erholt, kommt ein freundlicher und sensibler Mann zum Vorschein, der schliesslich bleiben darf. John bildet sich weiter und die Geschichte des "Elefantenmenschen" macht in Londons Gesellschaft die Runde. So erhält er Besuch einer Theaterschauspielerin, einen Brief der Königin Victoria und sogar das ständige Bleiberecht.

Der Elefantenmensch

John Merrick besucht in Begleitung von Frederik Treves eine Theatervorführung - Paramount Pictures

Doch Johns Glück währt nicht lange, denn ein Nachtpfleger des Krankenhauses lässt die Neugierigen in Scharen in das Zimmer. Sie beginnen, Merrick zu verhöhnen und sein Zimmer zu verwüsten. Sein ehemaliger Peiniger, der sich auch unter den Schaulustigen befindet, kann John sogar entführen und stellt ihn auf einem Jahrmarkt in Paris zur Schau. Doch unter Mithilfe von Artisten und Clowns kann er zurück ins Londoner Hospital und zu seinem Freund Frederik fliehen. Tage später besuchen die beiden eine Theatervorstellung. Als sich die Schauspielerin am Ende der Vorführung bei John bedankt, applaudiert der ganze Saal. John ist nun inmitten der Gesellschaft angekommen und in der darauffolgenden Nacht erfüllt er sich seinen sehnlichsten Wunsch: wie ein normaler Mensch liegend zu schlafen.

David Lynch schafft es mit seinem Schwarzweissfilm, die Atmosphäre der viktorianischen Zeit gut zu vermitteln. Sowohl John Hurt als auch Anthony Hopkins überzeugen in ihren Rollen und bringen dem Drama die nötigen Impulse. Die Geschichte überzeugt, ist anrührend und stimmt einen nachdenklich.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Im grossen Wüstenepos von David Lean aus dem Jahr 1962 reist der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O’Toole) im ersten Weltkrieg von Kairo aus auf die arabische Halbinsel, um herauszufinden, wie gross die Separationsbestrebungen einiger arabischer Stämme vom osmanischen Reich wirklich sind. Auf dem Weg lernt er sowohl die Wüste, die arabische Kultur als auch die islamische Rechtssprechung in eigener Erfahrung kennen. Lawrence trifft auf die unorganisierte Armee Faisals und bringt den Männern moderne Guerillataktiken bei, die sie erfolgreich anwenden. Mit einer kleinen Armee und neuen, lokalen Verbündeten gelingt es ihm, die Hafenstadt Akaba einzunehmen. Lawrence fühlt sich nun wegen seiner Erfolge unverwundbar, doch auf einer Expedition in Syrien gerät er in türkische Gefangenschaft und wird gefoltert. Die Demütigung zehrt an ihm, er kehrt nach Kairo zurück und bittet um seine Entlassung aus dem britischen Dienst. Dort vernimmt er aber auch, dass Franzosen und Briten den Arabern keine Selbständigkeit zubilligen, kehrt auf die arabische Halbinsel zurück und steigt schliesslich zum Anführer auf, der die teilweise verfeindeten Beduinenstämme vereinen kann, um Damaskus noch vor den Briten zu erobern.

Lawrence von Arabien

Im grandiosen Wüstenepos "Lawrence of Arabia" spielt Omar Sharif einen Beduinenführer, der zum Vertrauten von Lawrence von Arabien wird.

Lawrence übersteht eine Vielzahl von Abenteuern, was ihn aber eher zu einem tragischem Helden macht, da er sich bis zu seiner Gefangennahme durch die Türken selbst überschätzt. Auch seine Kraft, die Araber zu vereinen, reicht schliesslich nicht aus und er zieht als gebrochener Mann zurück nach England. David Lean gelingt es in diesem Streifen wunderbar, die Charakterzüge seines Helden herauszuarbeiten - auch negative Aspekte kommen dabei nicht zu kurz.

Das britische Biopic "The King's Speech" (2010) zeigt den unsicheren Herzog Albert (Colin Flirth), der in einer Radioansprache von 1925 anfängt zu stottern und dadurch zum Gespött seiner Untertanen wird. Da zahlreiche Ärzte das Stottern nicht heilen können, wendet er sich auf Anraten seiner Frau Elisabeth an den Sprachtherapeuten und Schauspieler Lionel Logue (Geoffrey Rush). Doch die erste Therapiesitzung verläuft für den Herzog mühsam, Logue nennt in schlicht "Bertie" und lässt ihn Hamlets Monolog rezitieren. Währenddessen spielt er dem Herzog laute Musik über einen Kopfhörer zu, so dass er die eigene Stimme nicht wahrnimmt. Als Albert eine Schallplattenaufnahme seines Monologs hören soll, weigert er sich, doch nimmt er die Schallplatte als Geschenk nach Hause. Kurze Zeit später hält sein Vater, König George V. seine Weihnachtsansprache versiert und Albert entschliesst sich, die Schallplatte trotzdem anzuhören: zu seiner Überraschung ist die Rezitation fehlerfrei. Elisabeth und Albert entscheiden, Logue das Vertrauen zu schenken und es folgen etliche Therapiesitzungen. Aber auch Rückschläge setzen ein, da sich der Konflikt zwischen Albert und seinem Bruder David zuspitzt, der nun als Eduard VIII. den Thron besteigt. Als Eduard wegen einer Beziehung zu einer US-Amerikanerin abdanken muss, wird Albert zum neuen König - George VI. Für Logue und den König stehen jetzt einige Bewährungsproben an, da der zweite Weltkrieg vor der Tür steht und deutliche Worte gefunden werden müssen.

The King's Speech

Albert hält eine Rede - The Weinstein Company

Regisseur Tom Hooper ist ein differenziertes Portrait eines sensiblen Charakters gelungen, das insbesondere durch Colin Flirth und Geoffrey Rush zu Leben erweckt wird. Der Streifen ist als Historienfilm zwar aussergewöhnlich eng gesteckt, doch führen alle Anstrengungen der Protagonisten zu einer wichtigen Schlüsselszene: nämlich der Kriegserklärung an Deutschland. Womit gezeigt wird, wie mächtig Worte doch sein können.

Wolfgang Peterson zeigt ein realistisches Bild des zweiten Weltkriegs auf Seiten der Nazis und in der klaustrophobischen Enge eines U-Bootes. In "Das Boot" (1981) treffen ältere Matrosen, die vom Kriegsalltag desillusioniert sind, auf junge Soldaten, die durch die Propaganda des Regimes beeinflusst sind. Darunter auch der Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der seine romantischen Vorstellungen aber bald revidieren muss. Capt.-Lt. Henrich Lehmann-Willenbrocks Auftrag - als "Kommandant" (Jürgen Prochnow) - führt ihn von La Rochelle in den Atlantik, um dort feindliche Schiffe abzufangen. Alsbald gerät die U96 in einen Sturm, der eine genaue Positionsbestimmung verunmöglicht. Tage später wird das U-Boot mit Wasserbomben attackiert, kann aber auch selbst Torpedos abfeuern. Die ganze Härte des Kriegseinsatzes zeigt sich, als nach einem erfolgreichen Angriff, schiffsbrüchige, feindliche Matrosen, die sich von einem brennenden Boot retten, nicht aufgelesen werden. Kurze Zeit später erfolgt eine Befehlsübermittlung: Die U96 soll im spanischen Vigo Vorräte ergänzen und dann in den Hafen von La Spezia in Italien fahren. Der Kommandant ahnt, dass dies ein Himmelsfahrtskommando wird, da die Meerenge von Gibraltar praktisch nahtlos von den Briten überwacht wird. Die Passage wird tatsächlich zum gefährlichen Geduldsspiel...

Die U96 kommt in schweres Fahrwasser

Wolfgang Peterson kann die Enge und die dadurch entstehenden psychologischen Spannungen gut vermitteln. Auch die Emotionen während eines Angriffes und der Stress des Kommandanten werden detailliert abgebildet, was "Das Boot" überaus sehenswert macht.

In "Schindlers Liste" (Schindler's List, 1993) legt Steven Spielberg Zeugnis ab für die gute Tat des industriellen Oskar Schindler (Liam Neeson), der im zweiten Weltkrieg etwa 1200 Juden vor dem sicheren Tod in Auschwitz rettete, indem er sie in seiner Fabrik arbeiten liess. Im dargestellten Lebensabschnitt vollzieht Schindler eine Wandlung vom rein opportunistischen Menschen, der lediglich auf sein Einkommen bedacht ist und seinen jüdischen Buchhalter Itzhak Stern (Ben Kingsley) alles organisieren lässt, zu einem mitfühlenden Chef, der sogar mehr Juden beschützt, als eigentlich in der Fabrik zur Arbeit benötigt werden. Dieser Gesinnungswandel vollzieht sich trotz Anblick der Taten des sadistischen SS-Offiziers Arno Göth (Ralph Fiennes) im Lager Plaszow und der Räumung des Warschauer Ghettos erst spät. Zuerst ist Schindler lediglich entsetzt, dass die Nazis seine Arbeiter wegschaffen. Durch Verhandlungen mit Göth kann Schindler erreichen, dass er die Arbeiter behalten kann, doch später schmiert er Göth sogar, weil er das Leben der Arbeiter retten will. Auf Listen führen Schindler und Stern nun alle Arbeiter auf, die statt nach Auschwitz nach Brünlitz in Schindlers Fabrik deportiert werden. Da einige Frauen wegen eines Fehlers trotzdem nach Auschwitz in den sicheren Tod geschickt werden, bezahlt Oskar Schindler sogar den dortigen Lagerleiter.

Schindlers Liste

Schliesslich muss Schindler als Deutscher vor den heranrückenden Sowjets fliehen. Da er "Sklavenarbeiter" beschäftigte, droht ihm eine Strafe. Doch die Arbeiter schenken ihm einen Brief, in dem sie ausführen, Schindler wäre kein Krimineller, und zudem einen Ring aus Gold, dessen Gravur den Talmud zitiert: "Wer nur ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt." Nun bricht es aus Schindler heraus, unter Tränen stellt er fest, dass er für die letzten Werte, die ihm geblieben sind - ein Fahrzeug und eben dieser Ring  - noch einige Juden mehr hätte retten können.

Spielberg ist sehr um Authentizität bemüht und nutzt Schwarzweiss als Stilmittel, damit die Personen im Mittelpunkt stehen. Die Motive Schindlers und die Wandlung seines Charakters sind allerdings nicht bis ins Detail erklärt, sie vollziehen sich eher schrittweise in Begegnungen mit einem kleinen Mädchen bzw. während einer Gebetszeremonie in der Fabrik. Diese besonderen Augenblicke werden im Film mit ein wenig Farbe unterstützt.

In "Der Soldat James Ryan" (Saving Private Ryan, 1998) gelingt es Steven Spielberg schliesslich, auch die Schrecken des Krieges überzeugend darzustellen. Inmitten der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 ist eine Gruppe von Soldaten unter Führung von Capt. John H. Miller (Tom Hanks) unterwegs, um hinter die Feindeslinien zu gelangen, den Soldaten James Ryan zu suchen und heimzubringen. Ein Todeskommando, doch will die Armeeführung unbedingt vermeiden, dass alle vier Söhne der Familie Ryan kurz nacheinander im Krieg getötet werden, um das Leid der Angehörigen nicht ins Unermessliche zu steigern. Nach etlichen Feindkontakten findet die Gruppe weit im Hinterland Private Ryan; doch der will zuerst seinen Auftrag erfüllen...

Der Soldat James Ryan

Steven Spielberg liefert zu Beginn des Films in einigen Szenen eine sehr grausame Darstellung des Blutvergiessens während des D-Day - Amblin Entertainment

Einige Monate vor dem D-Day, in der Nacht vom 24. auf den 25. März gelingt einer Gruppe von alliierten Kriegsgefangenen die Flucht aus dem besonders ausbruchsicheren Lager in Sagan (heutiges Polen). Die Geschichte der 250 Amerikaner und Briten, die unter der Führung von Roger Bartlett (Richard Attenborough) Tunnel graben, wird im Film "Gesprengte Ketten" (The Gread Escape) unter Regie von John Sturges erzählt. Noch in der Nacht der Flucht werden einige Gefangene erschossen und nur wenigen gelingt es, durch halb Europa unerkannt zu fliehen...

Gesprengte Ketten

Captain Virgil Hilts (Steve McQueen) kann dank eines Motorrads fliehen - United Artists

Auch wenn das Lagerleben und die Überlistung der Wachmannschaft den Film um einige witzige Elemente bereichert, so spart der Streifen mit der Ermordung der meisten Fliehenden durch die Gestapo das tragische Fazit keineswegs aus. "Gesprengte Ketten" ist einer der besseren Filme, der im zweiten Weltkrieg spielt, und vermag trotz einiger Längen zu überzeugen.

Die letzten Tage im Führerbunker illustriert der Film "Der Untergang" (2004) von Oliver Hirschbiegel aus der Sicht von Hitlers junger Privatsekräterin Traudl Junge (Alexandra Maria Lara) - auf deren Roman das Drehbuch basiert. Im Film brillieren unter anderem auch Bruno Ganz als Hitler sowie Corinna Harfouch und Ulrich Matthes als Ehepaar Goebbels. Traudl wird im Jahr 1942 im Führerhauptquartier als Sekretärin angestellt - zu einer Zeit, als die Nazis grosse Teile Europas besetzen. Lediglich zweieinhalb Jahre später liegt Deutschland in Trümmern und hat alle Verbündeten verloren. Die Niederlage des Dritten Reiches ist Nahe. Obwohl Hitler geraten wird, die Stadt Berlin zu verlassen, weigert er sich, glaubt er immer noch an einen Entlastungsangriff, der die Wende bringen kann. Seine Generäle werden hingegen immer nervöser und ignorieren die in ihren Augen abstrusen Befehle Hitlers. Die politischen Führungsleute haben Berlin bereits mehrheitlich verlassen. Als die Lage immer wie aussichtsloser wird, will Hitler die Deutsche Zivilbevölkerung weiter kämpfen lassen, statt selbst zu kapitulieren, denn er ist der Überzeugung, das Deutsche Volk hätte seinen Untergang verdient. Und ehe er Berlin verlässt, so kündigt Hitler an, würde er sich eine Kugel durch den Kopf jagen. Nur noch die Familie Goebbels und wenige, weitere Führungsgrössen bleiben im Führerbunker an Hitlers Seite, als die Rote Armee vor den Toren Berlins steht. Die Stadt wird nun mehrheitlich von Freiwilligen und der Hitlerjugend verteidigt. Kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee am Führerbunker diktiert Hitler Traudl sein Führervermächtnis und vermählt sich mit Eva Braun, tags darauf nehmen sich die Nazigrössen das Leben. Innerhalb weiterer zwei Tage werden alle Kampfhandlungen eingestellt und die verbleibenden Deutschen Soldaten ergeben sich. Traudl flieht in einer Gruppe von Soldaten durch die zerstörte Stadt...

Der Untergang

Traudl (Mitte) flüchtet durch das zerstörte Berlin vor den heranrückenden Russen - Constantin Film

Besonders die schauspielerische Leistung von Bruno Ganz weiss zu überzeugen. Hitler erscheint an einigen Stellen sehr menschlich, bis der Hass wieder aus ihm heraus bricht. Es ist natürlich gewiss so, dass der Film nicht für sich alleine stehen kann, schliesslich zeigt der Streifen durch die Fokussierung auf das letzte Kapitel und die Stadt Berlin nicht das grausame Wirken der Nazis in ganz Europa. Der Untergang des Deutschen Reiches wird aber mehr oder weniger wahrheitsgetreu, sehr düster, hoffnungslos und auch eindrücklich wiedergegeben.

Richard Attenboroughs "Gandhi" (1982) zeigt die Ermordung des politischen und ideologischen Führers Indiens im Jahr 1948 zu Beginn, blendet dann aber auf die Jahre nach der Studienzeit Gandhis zurück: Als er nach seinem Jurastudium in England und zwei Jahren Anwalts-Tätigkeit in Bombay nach Südafrika geschickt wird, lernt er Apartheid am eigenen Leib kennen. Er erfindet das Prinzip des gewaltlosen Widerstandes und setzt sich für die dortige, indische Minderheit ein. Zurück in Indien arbeitet er sich zum Führer der Kongresspartei hoch und setzt sich für die Unabhängigkeit Indiens ein. Nach Protesten erlässt die britische Regierung Notstandsgesetze. Kurz darauf kommt es zum Massaker von Amritsar, bei dem 379 Menschen von britischen Soldaten erschossen werden. Nun protestiert Gandhi durch einen Hungerstreik gegen die Unruhen, die daraufhin abebben. Nach dem gewaltigen Protestzug Gandhis und seiner Anhänger gegen das Salzmonopol der Briten, wird er inhaftiert und zu einigen Jahren Haft verurteilt, doch wenig später wieder freigelassen. Während des zweiten Weltkrieges werden die Proteste zurückgestellt, um den Einmarsch der Faschisten nicht zu ermöglichen, doch im Jahr 1947 kommt es zur Indischen Unabhängigkeit und die Abspaltung von Pakistan. Nun muss Gandhi zwischen Hindus und Moslems moderieren, um die bürgerkriegsähnlichen Zustände zu beenden.

Gandhi

Ben Kingsley als Gandhi - Columbia Pictures

Der Film vermittelt die Philosophie Gandhis eindrucksvoll. "Gandhi" überzeugt aber auch durch seine ruhige, epische Erzählweise und die detailgetreue Kulisse, sowie der schauspielerischen Leistung Ben Kingsleys.

"Hotel Ruanda" (Hotel Rwanda, 2004) unter Regie von Terry George erzählt die Geschichte des Hotelmanagers Paul Rusesabagina (Don Cheadle), der Angesichts des von Strasse zu Strasse fortschreitenden Völkermords der Hutus gegenüber der Tutsis in Ruanda, 1268 Flüchtlingen im Hotel Unterschlupf gewährt. In der eigentlich aussichtlosen, von Hass erfüllten Lage, agiert Rusesabagina besonnen und organisiert das Menschenmögliche. Doch die Gefahr rückt bedrohlich näher. Auch Colonel Oliver (Nick Nolte) wirkt als Kommandant der dort stationierten UN-Truppen zunehmend hilfloser, versucht Rusesabagina aber soweit es ihm möglich ist zu unterstützen. Doch mit Evakuierung der letzten Ausländer aus dem Hotel ziehen auch die UN-Truppen ab. Paul versucht nun durch Bestechung und alkoholische Getränke die Hutu-Milizen davon abzuhalten, das Hotel doch noch zu räumen. Als die Lage für alle noch einmal dramatisch wird, bringt erst ein Telefongespräch mit dem Chef der Fluggesellschaft Sabena, der das Hotel gehört, die Wende. Nun muss alles schnell gehen und auch Colonel Oliver setzt noch einmal alle Hebel in Bewegung und organisiert einen Konvoi...

Hotel Ruanda

Rusesabagina im Gespräch mit Colonel Oliver - United Artists

Die Schauspieler in Hotel Ruanda überzeugen durch ihre Leistung - allen voran Don Cheadle und Sophie Okonedo in der Rolle von Pauls Frau Tatiana. Die zuerst vorhandene Ungläubigkeit von Paul - als Hutu - gegenüber der enormen Unmenschlichkeit weicht einer puren Angst innerhalb der Familie, da seine Frau als Tutsi um ihr Leben fürchtet. Schliesslich kehrt wieder Besonnenheit ein. Der Film erspart dem Zuseher die wirklichen Gräuel des Völkermordes, aber die Anspannung und die Schrecken sind immer spürbar.

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